Justiz-Hammer gegen Merz-Minister: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Weimer Media Group – Warum das Schweigen des Kanzlers gefährlich wird .H
Es gibt politische Skandale, die langsam vor sich hin köcheln, und es gibt solche, die explodieren. Der Fall “Wolfram Weimer” gehört zweifellos zur zweiten Kategorie. Während Bundeskanzler Friedrich Merz auf internationalem Parkett in Afrika Hände schüttelt und staatstragende Mienen aufsetzt, brennt in Berlin und München die Hütte. Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Die Staatsanwaltschaft München II hat Vorermittlungen gegen die Weimer Media Group eingeleitet.
Für den Kanzler ist dies der denkbar ungünstigste Zeitpunkt. Sein Kulturstaatsminister, Wolfram Weimer, steht im Zentrum von Vorwürfen, die an der moralischen Integrität der gesamten Regierungsmannschaft kratzen. Es geht nicht um Kavaliersdelikte, sondern um den Verdacht auf systematische Täuschung, Urheberrechtsverletzungen im großen Stil und fragwürdige Geschäftspraktiken, die den Begriff “Käuflichkeit der Politik” in ein neues, grelles Licht rücken.

Tote Dichter und lebende Geister: Die bizarren Autorenlisten
Was die Ermittler und Plagiatsjäger Stefan Weber ans Tageslicht befördert haben, liest sich wie das Drehbuch einer Satire. Das Online-Magazin “The European”, Flaggschiff der Weimer Media Group, soll über Jahre hinweg seine Autorenliste künstlich aufgebläht haben, um gegenüber Werbekunden relevanter und reichweitenstärker zu erscheinen. Die Methoden dabei waren, gelinde gesagt, kreativ.
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So fanden sich auf der Autorenliste nicht nur lebende Polit-Prominenz wie Boris Johnson, sondern auch längst verstorbene Geistesgrößen. Dass Immanuel Kant oder John Stuart Mill posthum exklusive Beiträge für ein deutsches Online-Portal verfassen, dürfte selbst gläubige Spiritisten überraschen. Doch der Zweck heiligt offenbar die Mittel: Eine Liste mit 2.000 “Autoren” verkauft sich besser als eine mit 200.
Doch es traf auch die lebende politische Konkurrenz. AfD-Chefin Alice Weidel fand sich ungefragt als Autorin von knapp 100 Artikeln wieder. Sie ging juristisch dagegen vor und erwirkte eine Unterlassungserklärung. Dass die Weimer Media Group diese Erklärung abgab, werten Experten als indirektes Schuldeingeständnis. Wer eine reine Weste hat, kämpft vor Gericht – wer Dreck am Stecken hat, unterschreibt schnell, um Geräusche zu vermeiden.
Der Kulturstaatsminister als “Urheberrechts-Verletzer”?
Die politische Ironie dieses Falls ist kaum zu überbieten. Wolfram Weimer bekleidet im Kabinett Merz das Amt des Kulturstaatsministers. In dieser Funktion ist er der oberste Hüter des geistigen Eigentums und des Urheberrechts. Er ist derjenige, der Kreative vor Diebstahl schützen soll.
Noch vor wenigen Wochen teilte Weimer selbst kräftig aus. Er warf großen US-Tech-Konzernen vor, sich auf “vampiristische Weise” am kreativen Potenzial anderer zu bedienen. Nun, da die Staatsanwaltschaft wegen genau solcher Praktiken gegen seine eigene (ehemalige) Firma ermittelt, wirken diese Worte wie ein Bumerang. Plagiatsjäger Weber hat bei der Staatsanwaltschaft zudem den Verdacht der Wirtschaftskorruption angezeigt. Sollte sich auch nur ein Bruchteil dieser Vorwürfe erhärten, ist Weimer in seinem Amt untragbar.

Der “Ludwig-Erhard-Gipfel”: Politik gegen Bares?
Doch die Causa Weimer hat noch eine zweite, vielleicht noch brisantere Ebene: Den “Ludwig-Erhard-Gipfel” am Tegernsee. Dieses jährliche Treffen der Elite aus Politik und Wirtschaft wird von der Weimer Media Group organisiert. Recherchen haben ergeben, dass Unternehmen dort offenbar politische Nähe kaufen konnten.
In Verkaufsunterlagen wurden Kooperationspakete für bis zu 80.000 Euro angeboten. Das Versprechen: “Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger”. Eine “Executive Night” mit Ministern wurde als exklusives Highlight angepriesen. Für den kommenden Gipfel im April 2026 sind bereits vier Bundesminister angekündigt. Wenn politische Entscheidungsträger quasi als “Extra” in einem Sponsoring-Paket verkauft werden, verschwimmen die Grenzen zwischen Lobbyismus und Korruption auf gefährliche Weise.
Dass Weimer seine Firmenanteile kürzlich an einen Treuhänder übertragen hat, wirkt angesichts dieser Dimensionen wie ein durchsichtiges Manöver. Es ändert nichts an der Tatsache, dass das Geschäftsmodell jahrelang praktiziert wurde und der Minister davon profitierte.
Das Schweigen im Kanzleramt
Und wie reagiert Friedrich Merz? Gar nicht. Der Kanzler schweigt beharrlich. Kritische Fragen von Journalisten? Werden auf Auslandsreisen offenbar gar nicht erst zugelassen oder ignoriert. Es scheint, als habe das Kanzleramt die Strategie des “Aussitzens” gewählt. Bald ist Weihnachten, die “stade Zeit” bricht an, und man hofft wohl, dass der Skandal im Glühweinrausch und Festtagsstress untergeht.
Doch diese Rechnung könnte nicht aufgehen. Selbst der Koalitionspartner SPD wird unruhig. Die bayerische SPD-Landtagsfraktion hat einen Fragenkatalog mit 35 Punkten eingereicht und fordert eine “lückenlose Aufklärung”. Wenn der eigene Partner anfängt, öffentlich Fragen zu stellen, ist Gefahr im Verzug.

Fazit: Ein Rücktritt ist überfällig
Der Fall Weimer ist kein lokales Ereignis, er ist eine Belastungsprobe für die Demokratie. Wenn Bürger das Gefühl bekommen, dass für “die da oben” andere Regeln gelten, dass man sich Gesetze zurechtbiegen und Einfluss kaufen kann, erodiert das Vertrauen in den Staat.
Friedrich Merz steht vor einer Richtungsentscheidung. Hält er an seinem Vertrauten fest, macht er sich angreifbar und zieht den Verdacht auf sich, Teil dieses Systems zu sein. Entlässt er Weimer, gibt er einen Fehler zu, zeigt aber Führungsstärke. Eines ist sicher: Mit jedem Tag des Schweigens wird der politische Preis höher. Ein Minister, gegen dessen Firma wegen Betrugs und Urheberrechtsverletzung ermittelt wird, kann nicht glaubwürdig Deutschland vertreten. Der Rücktritt von Wolfram Weimer ist eigentlich alternativlos – die Frage ist nur, ob Merz den Mut hat, ihn zu vollziehen, bevor die Staatsanwaltschaft ihm die Entscheidung abnimmt.




