Terror der Meere: Warum das deutsche Schlachtschiff Bismarck zu den gefürchtetsten Kriegsschiffen der Geschichte gehörte.H
Als die Bismarck im Februar 1939 vom Stapel lief, verkörperte sie den Anspruch der deutschen Kriegsmarine, wieder an die Spitze der Seemächte vorzudringen. Mit einer Länge von 251 Metern, einer Breite von 36 Metern und einer Verdrängung von über 50.000 Tonnen war sie das größte jemals in Deutschland gebaute Schlachtschiff. Ihre gewaltigen Geschütze, ihre Panzerung und ihre Geschwindigkeit machten sie zu einem Symbol der militärischen Stärke – und zu einem Schrecken für die Gegner im Atlantik.
Die Hauptbewaffnung bestand aus acht 38-cm-Geschützen in vier Zwillingstürmen, die eine Reichweite von über 35 Kilometern hatten. Ergänzt wurde dies durch zwölf 15-cm-Geschütze, diverse Flak-Batterien und modernste Zielsysteme. Die Panzerung war so stark, dass man annahm, kein gegnerisches Schiff könne sie in einem direkten Gefecht ausschalten. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von rund 30 Knoten war die Bismarck zudem ungewöhnlich schnell für ein Schiff ihrer Größe.
Die eigentliche Bedeutung der Bismarck lag jedoch weniger in ihren technischen Daten als in ihrer Symbolkraft. Für die Nationalsozialisten war sie ein Prestigeprojekt: ein schwimmendes Zeichen dafür, dass Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg und dem Versailler Vertrag wieder auf die Weltmeere zurückkehrte. Gleichzeitig war sie für die Alliierten ein Objekt der Furcht, das ihre Handelsrouten über den Atlantik bedrohte.
Im Mai 1941 brach die Bismarck gemeinsam mit dem schweren Kreuzer Prinz Eugen zur Operation „Rheinübung“ auf. Ziel war es, in den Atlantik vorzustoßen und britische Versorgungsschiffe abzufangen. Schon kurz nach Beginn der Unternehmung kam es jedoch zur folgenschweren Begegnung mit der britischen Home Fleet.
Am 24. Mai 1941 traf die Bismarck in der Dänemarkstraße auf die britischen Schiffe HMS Hood und HMS Prince of Wales. In einer dramatischen Seeschlacht gelang es der Bismarck, die legendäre Hood – das Flaggschiff der Royal Navy – mit einem einzigen vernichtenden Treffer zu versenken. Innerhalb weniger Minuten ging das Schiff unter, über 1.400 britische Seeleute fanden den Tod. Dieses Ereignis schockierte die britische Öffentlichkeit zutiefst und machte die Bismarck zum meistgesuchten Schiff der Welt.
Doch der Triumph war nur von kurzer Dauer. Auf ihrer Weiterfahrt in den Atlantik wurde die Bismarck von britischen Flugzeugen ausgemacht und schließlich durch einen Torpedotreffer am Ruder manövrierunfähig gemacht. Am 27. Mai 1941 griffen mehrere britische Schlachtschiffe an, darunter die HMS King George V und die HMS Rodney. Nach stundenlangem Beschuss lag die Bismarck in Flammen, schwer beschädigt und ohne Möglichkeit zur Verteidigung. Schließlich versenkte die eigene Besatzung das Schiff, um es nicht dem Feind in die Hände fallen zu lassen. Von über 2.200 Männern an Bord überlebten nur 114.
Die Geschichte der Bismarck ist eine Geschichte von technischer Überlegenheit und gleichzeitig tragischer Begrenzung. Obwohl sie als nahezu unbesiegbar galt, zeigte ihr Schicksal, dass auch die mächtigsten Kriegsschiffe verwundbar sind – vor allem gegenüber einer gut organisierten und zahlenmäßig überlegenen Flotte.
Bis heute fasziniert die Bismarck. Ihre kurze, aber dramatische Einsatzzeit hat ihr einen Platz in der Militärgeschichte gesichert. Historiker, Marineexperten und Laien gleichermaßen beschäftigen sich mit der Frage, was sie so besonders machte und warum ihr Untergang so symbolträchtig war.
1998 wurde das Wrack in fast 4.800 Metern Tiefe im Atlantik entdeckt. Die Bilder zeigten, dass die Bismarck trotz schwerer Gefechtsschäden noch immer erstaunlich gut erhalten ist. Damit wurde die Legende um dieses Schiff erneut lebendig.
Heute steht die Bismarck sowohl für den technischen Fortschritt als auch für die Zerstörungskraft des Krieges. Sie war ein „Terror der Meere“, aber auch ein Beispiel dafür, wie rasch Ruhm und Macht vergehen können.
Wenn wir auf ihre Geschichte zurückblicken, erkennen wir: Die Bismarck war mehr als nur ein Kriegsschiff. Sie war ein Mythos, ein Symbol und ein Mahnmal zugleich.