Architektur der DDR: Das legendäre Hotel Stadt Berlin am Alexanderplatz, Ost-Berlin (erbaut 1970) – Symbol des sozialistischen Bauens in der DDR.H
Wer in den 1970er und 1980er Jahren den Alexanderplatz im Herzen von Ost-Berlin betrat, konnte den Blick kaum vom imposanten Hochhaus des „Hotel Stadt Berlin“ abwenden. Mit seiner Höhe von 123 Metern und 37 Etagen war es das höchste Hotel der DDR und eines der markantesten Gebäude in Ostdeutschland. Fertiggestellt wurde es 1970, pünktlich zum 21. Jahrestag der Gründung der DDR. Damit sollte es nicht nur als modernes Unterkunftshaus für Gäste aus aller Welt dienen, sondern zugleich die Fortschrittlichkeit und Leistungsfähigkeit des sozialistischen Bauens demonstrieren.
Der Alexanderplatz war seit jeher ein zentraler Ort der Berliner Stadtgeschichte. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und den grundlegenden Umgestaltungen in den 1960er Jahren wurde er zu einem Schaufenster der DDR-Hauptstadt. Hier befanden sich der Fernsehturm, das Haus des Lehrers, die Weltzeituhr und schließlich auch das „Hotel Stadt Berlin“. Zusammen ergaben diese Bauten ein Ensemble, das dem sozialistischen Ideal einer modernen, offenen Metropole entsprach.
Das Hotel selbst verfügte über mehr als 1.000 Zimmer, Konferenzsäle, mehrere Restaurants, Bars und eine Diskothek. Besonders beliebt war das Dachrestaurant „Panorama“, das den Gästen einen Rundumblick über die Stadt bot – von den Hochhäusern der Karl-Marx-Allee bis hin zum Brandenburger Tor im Westen. Für viele Besucher aus dem Ausland war das Hotel der erste Eindruck von Ost-Berlin. Entsprechend hoch war sein Stellenwert in der Repräsentationspolitik der DDR. Staatsgäste, Funktionäre, aber auch internationale Künstler und Sportler wohnten hier während ihres Aufenthalts.
Die Architektur folgte den internationalen Trends des Hochhausbaus, die damals vor allem in den USA und Westeuropa verbreitet waren. Dennoch sollte das Hotel in Berlin ein eigenständiges Zeichen setzen. Die Fassade bestand aus einer klaren Rasterstruktur, die durch die vielen Fenster geprägt war. Diese strenge Formensprache entsprach dem funktionalen Stil der Moderne, wie er in der DDR ab den 1960er Jahren bevorzugt wurde.
Für die Bevölkerung Ost-Berlins hatte das Hotel eine besondere Bedeutung. Auch wenn die Übernachtungspreise für viele unerschwinglich waren, so nutzten zahlreiche Bürger die Gastronomie- und Freizeiteinrichtungen des Hauses. Ein Besuch im Café oder ein Blick aus dem Panorama-Restaurant galt als kleines Highlight im Alltag. Gleichzeitig vermittelte das Gebäude ein Gefühl von Internationalität – ein Eindruck, der in einer sonst eher abgeschotteten Gesellschaft von großem Wert war.
Mit der Wiedervereinigung 1990 begann für das Hotel eine neue Ära. Der Name wurde geändert, das Gebäude modernisiert und an westliche Standards angepasst. Heute ist es als „Park Inn by Radisson Berlin Alexanderplatz“ bekannt und weiterhin eines der höchsten Gebäude der Stadt. Damit hat es den Sprung aus der DDR-Vergangenheit in die Gegenwart geschafft und ist nach wie vor ein zentraler Orientierungspunkt am Alexanderplatz.
Trotz Modernisierungen trägt das Haus bis heute die Spuren seiner Herkunft. Es erinnert an eine Zeit, in der Architektur nicht nur funktional war, sondern auch ideologisch aufgeladen wurde. In der DDR war der Bau des Hotels ein Prestigeprojekt, das zeigen sollte: „Wir können mit dem Westen mithalten.“ Zugleich war es Ausdruck einer Stadtplanung, die den Alexanderplatz als sozialistischen Mittelpunkt Berlins inszenieren wollte.
Rückblickend ist das „Hotel Stadt Berlin“ mehr als nur ein Bauwerk. Es ist ein Stück Zeitgeschichte, das die politischen, kulturellen und sozialen Entwicklungen Ostdeutschlands widerspiegelt. Von den ersten Gästen im Jahr 1970 über die Rolle als Treffpunkt in der DDR bis hin zur heutigen Nutzung im wiedervereinigten Berlin – das Gebäude hat viele Wandlungen erlebt und ist doch immer ein Symbol für seine Epoche geblieben.
Wenn wir das Bild betrachten, sehen wir also nicht nur ein Hochhaus, sondern auch einen Spiegel der Geschichte. Es erzählt von den Träumen und Ambitionen eines Staates, der längst vergangen ist, und zugleich von der Kontinuität einer Stadt, die sich immer wieder neu erfindet.