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Vom Exerzierplatz ins Ungewisse – Drei junge Wehrmachtssoldaten verlassen 1942 eine Berliner Ausbildungsschule.H
Berlin im Jahr 1942 – mitten im tobenden Zweiten Weltkrieg, der das Gesicht Europas unwiderruflich veränderte. Auf dem historischen Foto sehen wir drei junge Soldaten, kaum älter als Anfang zwanzig, die gerade die Tore einer militärischen Grundausbildungsschule in der deutschen Hauptstadt verlassen. Ihre Uniformen sind frisch, ihre Stiefel glänzen noch vom morgendlichen Appell, und die Schulterriemen sitzen stramm. Es ist ein Moment zwischen zwei Welten: hinter ihnen liegt die disziplinierte Ordnung der Ausbildung, vor ihnen die ungewisse Realität des Fronteinsatzes.
Berlin war zu dieser Zeit ein pulsierendes, aber auch angespanntes Zentrum des Krieges. In den Kasernen der Stadt herrschte ein ständiges Kommen und Gehen – neue Rekruten trafen ein, während ausgebildete Soldaten in alle Himmelsrichtungen an die Front geschickt wurden. Die Grundausbildungsschulen waren streng organisiert. Hier lernten die jungen Männer den Umgang mit Gewehr und Maschinenpistole, marschierten stundenlang im Gleichschritt, übten Geländeorientierung, Handgranatenwurf und das Errichten von Feldbefestigungen. Aber neben der körperlichen Härte stand auch der Drill, der sie psychologisch auf den Krieg vorbereiten sollte.
Das Foto fängt einen seltenen Moment ein: einen kurzen Augenblick der Ruhe, fernab vom Lärm der Kommandos. Die drei Männer wirken gefasst, vielleicht ein wenig erleichtert, dass ein Abschnitt hinter ihnen liegt. Doch in ihren Blicken liegt auch etwas Unausgesprochenes – die Ahnung, dass der nächste Abschnitt ihres Lebens kein sicherer sein wird. Viele junge Soldaten, die 1942 ihre Ausbildung beendeten, wurden unmittelbar an die Ostfront verlegt, wo der Krieg in eine besonders brutale Phase eintrat.
In Berlin selbst war das Leben der Zivilbevölkerung 1942 noch vergleichsweise geordnet, auch wenn die ersten Bombenangriffe der Alliierten bereits Spuren hinterlassen hatten. Straßenbahnen fuhren, Geschäfte waren geöffnet, und in den Parks spielten Kinder. Doch unter der Oberfläche herrschte Anspannung. Fast jede Familie hatte jemanden an der Front, und die Feldpost brachte nicht nur Grüße, sondern auch bittere Nachrichten von Verlusten.
Die Ausbildungsschulen in Berlin hatten eine lange Tradition, doch der Krieg beschleunigte alles. Wo früher monatelang geübt wurde, verkürzte sich die Ausbildungszeit deutlich. Die Soldaten mussten schnellstmöglich einsatzbereit sein. In den Baracken und auf den Übungsplätzen hörte man ständig das Knallen der Gewehre, das Dröhnen von Marschschritten und das Pfeifen der Ausbilder.
Es ist gut möglich, dass die drei Männer auf dem Foto sich seit ihrer Schulzeit kannten, vielleicht sogar gemeinsam freiwillig gemeldet hatten oder eingezogen worden waren. Freundschaften in der Ausbildung waren wichtig – sie gaben Halt in einer Zeit, in der das Leben plötzlich in Uniformen, Befehlen und militärischen Vorschriften gemessen wurde.
Die Berliner Straßen, die sie nun entlanggingen, waren gesäumt von Plakaten mit Parolen, von Kolonnen mit Militärfahrzeugen und von Frauen, die als Arbeitskräfte in Fabriken eingesetzt wurden. Der Krieg war allgegenwärtig, selbst wenn er noch nicht mit voller Härte die Hauptstadt erreicht hatte.
Für viele junge Männer endete der Weg, der hier begann, weit entfernt von Berlin – in den Weiten Russlands, in den Wäldern Frankreichs oder in den Bergen Italiens. Manche kehrten zurück, viele blieben vermisst oder fanden auf fremder Erde ihr Grab. Dieses Foto ist damit nicht nur ein Bild dreier Soldaten, sondern ein stilles Denkmal für eine ganze Generation, deren Jugend vom Krieg überschattet wurde.
Heute, mehr als acht Jahrzehnte später, wirkt die Szene fast surreal: Die sauberen Uniformen, das fast schon alltägliche Bild von Soldaten in den Straßen Berlins – all das steht in scharfem Kontrast zu den Zerstörungen, die nur wenige Jahre später die Stadt heimsuchen sollten. Das Foto erinnert uns daran, dass jeder Krieg nicht nur aus großen Schlachten besteht, sondern auch aus unzähligen persönlichen Geschichten, aus Momenten zwischen Aufbruch und Ungewissheit.
Wer genau diese drei Männer waren, ob sie den Krieg überlebten, bleibt ungewiss. Doch ihr Abbild hat die Zeit überdauert – eingefroren in einem Augenblick, als sie von der Sicherheit der Kaserne hinaus in eine Welt traten, die von Gewalt und Leid geprägt war.