8. August 1938: Die ersten Häftlinge erreichen das deutsche Lager Mauthausen – Beginn eines dunklen Kapitels.H
Am 8. August 1938 erreichte eine erste Gruppe von Gefangenen aus dem Konzentrationslager Dachau den kleinen Ort Mauthausen in Oberösterreich. Dieser Tag markierte den Beginn des Lagers Mauthausen, das bald zu einem der berüchtigtsten Konzentrationslager im nationalsozialistischen Deutschland werden sollte. Was zunächst als provisorische Einrichtung begann, entwickelte sich rasch zu einem zentralen Ort des Terrors.
Das Lager Mauthausen wurde in unmittelbarer Nähe zu einem großen Granitsteinbruch errichtet. Die ersten Häftlinge – vor allem politische Gefangene – wurden gezwungen, die Gebäude des Lagers selbst zu errichten, Stacheldrahtzäune zu ziehen und Wachtürme zu bauen. Schon in diesen ersten Wochen waren die Haftbedingungen extrem hart: unzureichende Ernährung, schwere körperliche Arbeit und ständige Misshandlungen durch die Wachmannschaften bestimmten den Alltag.
Zwischen 1938 und 1945 wurden im Lagerkomplex Mauthausen-Gusen über 190.000 Menschen inhaftiert. Die Häftlinge kamen aus fast ganz Europa: politische Gegner des Regimes, Widerstandskämpfer, Intellektuelle, Kriegsgefangene, aber auch viele Menschen, die allein aus rassistischen oder ethnischen Gründen verfolgt wurden. Unter den Opfern befanden sich auch etwa 28.000 Polen, deren Anteil an der Gesamtzahl der Gefangenen besonders hoch war.
Die Arbeit im Steinbruch war eine der grausamsten Formen der Zwangsarbeit im Lager. Die Gefangenen mussten schwere Granitblöcke von Hand bearbeiten und über die berüchtigte „Todesstiege“ – eine steile Treppe mit 186 Stufen – hinauftragen. Oft waren diese Steine so schwer, dass selbst mehrere kräftige Männer sie kaum heben konnten. Erschöpfung, Stürze und Misshandlungen führten täglich zu Todesfällen. Die Wächter nutzten diese Arbeit nicht nur für wirtschaftliche Zwecke, sondern auch als Mittel gezielter Vernichtung durch Arbeit.
Mauthausen wurde in der nationalsozialistischen Lagerhierarchie als „Lager der Stufe III“ eingestuft – dies bedeutete, dass es als Straflager für „schwerste Fälle“ gedacht war und die Gefangenen unter besonders harten Bedingungen litten. Die Sterblichkeitsrate war dementsprechend extrem hoch. Hunger, Krankheiten, Unterernährung und systematische Gewalt sorgten dafür, dass viele Häftlinge nur wenige Monate überlebten.
Im Laufe der Jahre wuchs der Lagerkomplex enorm. Neben dem Hauptlager Mauthausen entstanden über 40 Nebenlager, darunter das berüchtigte Lager Gusen. Diese Nebenlager versorgten die deutsche Kriegswirtschaft mit billiger Zwangsarbeit. In den letzten Kriegsjahren, als die Fronten näher rückten, wurden die Lager überfüllt, und die Lebensbedingungen verschlechterten sich weiter.
Besonders erschütternd ist, dass Mauthausen bis zu den letzten Kriegstagen in Betrieb blieb. Selbst im Frühjahr 1945, als das Ende des Zweiten Weltkriegs absehbar war, wurden noch tausende Häftlinge dorthin deportiert. Viele von ihnen starben in den letzten Wochen vor der Befreiung.
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Am 5. Mai 1945 wurde Mauthausen schließlich von Einheiten der US-Armee befreit. Die Befreier trafen auf ein Bild des Grauens: völlig entkräftete Überlebende, Massengräber und eine Infrastruktur, die einzig und allein zur Unterdrückung und Vernichtung von Menschen errichtet worden war. Für viele der Überlebenden war die Befreiung nur der Beginn eines langen Kampfes gegen die körperlichen und seelischen Folgen der Haft.
Heute ist das ehemalige Lager Mauthausen eine Gedenkstätte. Sie erinnert an die Opfer und mahnt kommende Generationen, wohin menschenverachtende Ideologien führen können. Besucher können den Steinbruch, die Todesstiege und die erhaltenen Lagergebäude besichtigen. Informationstafeln und Ausstellungen erzählen die Geschichten der Häftlinge – von ihrem Leben vor der Verhaftung, dem Alltag im Lager und, für wenige, dem Überleben.
Die Erinnerung an den 8. August 1938 ist mehr als nur ein Datum. Es ist ein Mahnmal für den Beginn eines Kapitels, in dem Menschenwürde systematisch missachtet wurde. Die Tatsache, dass die ersten Häftlinge damals aus Dachau kamen, zeigt auch, wie das Netz der Konzentrationslager im Dritten Reich immer weiter ausgebaut wurde. Mauthausen war kein isoliertes Ereignis, sondern Teil eines organisierten Systems von Unterdrückung und Vernichtung.