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Wie ein deutscher Kanister den Krieg veränderte – Die erstaunliche Geschichte des Jerrycans.H
Im Jahr 1939, kurz vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, begannen deutsche Ingenieure mit der Entwicklung eines neuen Benzinkanisters, der die Versorgungslogistik der Wehrmacht revolutionieren sollte. Der sogenannte Wehrmachtskanister, später international bekannt als „Jerrycan“, war weitaus robuster, praktischer und einfacher zu handhaben als alle bisherigen Modelle. Er konnte 20 Liter fassen, war aus Stahlblech gefertigt und hatte ein einzigartiges dreigriffiges Design, das den Transport und das Umfüllen erheblich erleichterte.
Die Wehrmacht lagerte Tausende dieser Kanister vor Kriegsbeginn ein, bereit für die gewaltige logistische Herausforderung eines globalen Konflikts. Schon bald wurde der Kanister in ganz Europa zum vertrauten Anblick – an Fahrzeugen, in Depots und auf dem Schlachtfeld. Seine Bedeutung für die Mobilität der deutschen Truppen war enorm.
Der Name „Jerrycan“ entstand jedoch auf der anderen Seite der Front. „Jerry“ war ein umgangssprachlicher Begriff, den alliierte Soldaten für deutsche Soldaten verwendeten. Als britische Truppen 1942 in Nordafrika einige dieser Kanister von Rommels Afrikakorps erbeuteten, waren sie beeindruckt von der Effizienz und Funktionalität des Behälters.
Die Briten – und bald darauf auch die Amerikaner – begannen, die deutsche Konstruktion zu kopieren. Millionen dieser Behälter wurden für die alliierten Streitkräfte produziert. In der Normandie landeten seit dem D-Day am 6. Juni 1944 rund 20 Millionen Jerrycans. Ihre Bedeutung für die Versorgung der Truppen mit Treibstoff, Wasser und Öl war kaum zu überschätzen.
Doch im Sommer 1944 geschah etwas Unerwartetes: Etwa die Hälfte dieser Kanister war plötzlich verschwunden.
Was war geschehen?
Für die Alliierten wurde dies zu einem kleinen logistischen Rätsel. Mehrere Theorien tauchten auf: Manche Jerrycans wurden von Einheiten zurückgelassen, nachdem sie entleert wurden. Andere wurden als Baumaterial zweckentfremdet – sie dienten als Dachplatten, Windschutz oder sogar als Bestandteil von Notunterkünften. In einigen Fällen wurden sie auch gestohlen und auf dem Schwarzmarkt verkauft.
Angesichts des hohen Treibstoffverbrauchs – eine US-Division konnte täglich bis zu 90.000 Gallonen benötigen – reagierte das Oberkommando der Alliierten mit drastischen Maßnahmen. Ein groß angelegtes Rückführungs- und Recyclingsystem wurde eingerichtet.
Dazu gehörte auch der Einsatz von Kriegsgefangenen, die leere oder beschädigte Jerrycans sammelten, reinigten und zur Wiederverwendung vorbereiteten. Besonders bewegend: Auch Schulkinder in befreiten Gebieten wurden gebeten, verlassene Kanister auf Feldern und Straßen zu suchen. Als Anerkennung erhielten viele von ihnen eine persönlich unterzeichnete Urkunde von General Eisenhower.
Der Jerrycan war nicht nur ein Symbol für deutsche Ingenieurskunst, sondern auch ein Beleg dafür, wie Innovation durch Kriegsumstände ihren Weg über Grenzen hinweg findet.
Was als Teil der deutschen Kriegsvorbereitung begann, wurde zu einem unverzichtbaren Werkzeug der Alliierten – und ist bis heute ein weltweit genutztes Design. Selbst moderne Benzinkanister in Armeen und Hilfsorganisationen rund um den Globus basieren noch auf dem ursprünglichen deutschen Modell von 1939.
Heute steht der Jerrycan für mehr als nur Treibstoffversorgung: Er ist ein Symbol für Anpassungsfähigkeit, Funktionalität und die unerwarteten Wege, auf denen selbst kleinste Erfindungen großen Einfluss haben können – selbst in den dunkelsten Kapiteln der Geschichte.