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Vor 64 Jahren: Der Tag, an dem Berlin zerrissen wurde – Der Beginn des Mauerbaus am 13. August 1961.H
Am Morgen des 13. August 1961 erwachte Berlin in einer neuen Realität. In der Nacht hatten Bauarbeiter, Volkspolizisten und Soldaten der DDR begonnen, die Grenze zwischen dem Ost- und dem Westteil der Stadt mit Stacheldraht, Barrikaden und provisorischen Mauern zu versiegeln. Straßenbahnschienen wurden herausgerissen, Straßen aufgerissen, und in Windeseile entstanden Sperranlagen. Was zunächst wie eine temporäre Maßnahme aussah, entwickelte sich zu einem der mächtigsten Symbole des Kalten Krieges: der Berliner Mauer.
Für viele Berliner kam diese Nacht wie ein Schock. Zwar hatte es bereits seit Jahren Anzeichen gegeben – die steigende Zahl von Flüchtlingen aus der DDR, die über West-Berlin in den Westen flohen, hatte die Führung in Ost-Berlin zunehmend beunruhigt. Doch dass die Teilung der Stadt mit solcher Entschlossenheit und Geschwindigkeit vollzogen werden würde, war für die meisten unvorstellbar.
Bereits am ersten Tag war klar, dass hier etwas Dauerhaftes entstand. DDR-Grenzer standen an jedem Durchgang, und wer noch versuchte, in den Westen zu gelangen, riskierte sein Leben. Familien, die in verschiedenen Sektoren lebten, wurden buchstäblich über Nacht getrennt. Paare konnten sich nicht mehr sehen, Kinder nicht mehr zu ihren Eltern. Die Stadt, die nach dem Zweiten Weltkrieg schon in vier Sektoren geteilt war, wurde nun endgültig von einer unüberwindbaren Barriere durchzogen.
Die DDR rechtfertigte den Bau offiziell als „antifaschistischen Schutzwall“. Doch in Wahrheit sollte er verhindern, dass die Bevölkerung weiterhin in den Westen floh. Zwischen 1949 und 1961 hatten etwa 2,7 Millionen Menschen die DDR verlassen – ein massiver Aderlass an Arbeitskräften und Fachkräften, der die Stabilität des Staates bedrohte.
Die Reaktion im Westen war empört, aber letztlich blieb sie auf politische Proteste beschränkt. Die Westalliierten – USA, Großbritannien und Frankreich – protestierten zwar offiziell, aber griffen nicht militärisch ein. Der damalige Bürgermeister von West-Berlin, Willy Brandt, sprach von einer „Schandmauer“. Für viele West-Berliner war der Anblick der Stacheldrahtrollen und bewaffneten Grenzer ein täglicher Schlag ins Herz.
Mit den Jahren wurde die Mauer immer weiter ausgebaut. Aus provisorischen Sperren wurde eine komplexe Grenzanlage mit Betonwänden, Wachtürmen, Todesstreifen, Selbstschussanlagen und Minenfeldern. Insgesamt war sie 155 Kilometer lang, davon 43 Kilometer mitten durch Berlin. Für die DDR-Führung war sie ein „Schutzwall“, für den Rest der Welt ein Symbol der Unterdrückung und der Teilung Europas.
Zahlreiche Fluchtversuche endeten tragisch. Über 140 Menschen verloren zwischen 1961 und 1989 ihr Leben bei dem Versuch, die Mauer zu überwinden. Einige wurden erschossen, andere ertranken in der Spree oder verunglückten bei waghalsigen Aktionen. Gleichzeitig gab es auch spektakuläre erfolgreiche Fluchten – durch Tunnel, mit selbstgebauten Heißluftballons, in umgebauten Autos oder sogar mit einem Ultraleichtflugzeug.
Für die Berliner war die Mauer allgegenwärtig. Im Osten prägte sie das Stadtbild als verbotene, streng bewachte Zone. Im Westen wurde sie oft mit Graffiti und politischen Parolen bemalt – ein stummer Protest gegen die Teilung. Touristen kamen, um einen Blick auf die „Grenze zwischen zwei Welten“ zu werfen.
Die politische Bedeutung der Mauer ging weit über Berlin hinaus. Sie war ein sichtbares Zeichen des Kalten Krieges, der ideologischen Spaltung zwischen Ost und West. Präsident John F. Kennedy drückte dies 1963 in seiner berühmten Rede mit den Worten „Ich bin ein Berliner“ aus und machte damit klar, dass die Freiheit West-Berlins untrennbar mit der Freiheit der westlichen Welt verbunden war.
Der Fall der Mauer am 9. November 1989 markierte das Ende einer Ära. Die Bilder von jubelnden Menschen, die auf der Mauer tanzten, umarmten und den ersten Schlag mit Hämmern und Meißeln führten, gingen um die Welt. Doch für viele Berliner bleiben die Erinnerungen an den 13. August 1961 schmerzhaft – der Tag, an dem Nachbarn zu Fremden wurden und eine Stadt in zwei Hälften zerbrach.
Heute erinnern Gedenkstätten, erhaltene Mauerreste und zahlreiche Ausstellungen an dieses Kapitel deutscher Geschichte. Für Besucher ist es oft schwer vorstellbar, dass hier, mitten in einer pulsierenden Metropole, jahrzehntelang eine tödliche Grenze verlief.