Verlorene Kindheit im Feuer des Krieges – Jugendliche Soldaten der Wehrmacht, Mai 1945: Verzweiflung, Pflicht und das Ende einer Ära!.H
Ihre Gesichter wirken jung – zu jung für Helme, Uniformen und Gewehre. Einige von ihnen haben kaum den Bartflaum im Gesicht, andere tragen eine viel zu große Feldjacke, die sie von einem gefallenen Kameraden übernommen haben. Es ist Mai 1945. Der Krieg ist verloren. Und doch stehen diese Jungen in der grauen Uniform der Wehrmacht, erschöpft, verängstigt, gefangen zwischen Kindheit und Soldatendasein.
Das Bild des jugendlichen Soldaten wurde zu einem der tragischsten Symbole des letzten Kriegsjahres. Als die Fronten zusammenbrachen, rief das NS-Regime alle verfügbaren Männer und Jungen unter die Waffen – auch Schüler, Lehrlinge und Mitglieder der Hitlerjugend. Viele waren kaum 15 oder 16 Jahre alt. Man versprach ihnen Ruhm, Ehre und den Schutz der Heimat, doch in Wahrheit schickte man sie in ein sinnloses Inferno.
Im Mai 1945 war von militärischer Ordnung kaum noch etwas übrig. Städte lagen in Trümmern, die Armee zerfiel, und die alliierten Truppen rückten von allen Seiten vor. In dieser verzweifelten Lage wurden ganze Gruppen junger Freiwilliger oder Eingezogener an die Front geschickt – schlecht ausgebildet, schlecht ausgerüstet, aber mit einem gefährlichen Glauben: dem Glauben, dass sie noch etwas retten könnten.
Viele von ihnen hatten noch nie zuvor geschossen. Manche trugen keine richtigen Waffen, sondern nur Panzerfäuste, oder sie dienten als Melder und Sanitäter. Sie kämpften Seite an Seite mit alten Männern – Veteranen aus dem Ersten Weltkrieg, die man ebenfalls reaktiviert hatte. Gemeinsam bildeten sie die letzten, bröckelnden Linien des „Volkssturms“.
Ein Zeitzeuge, damals 16 Jahre alt, schrieb später:
„Ich wusste, dass wir verloren hatten. Aber ich wollte nicht desertieren. Ich dachte, wenn ich nur durchhalte, würde alles wieder gut. Wir waren Kinder, und wir glaubten an Lügen.“
Viele dieser Jungen wurden innerhalb weniger Stunden nach ihrem Einsatz getötet oder gerieten in Gefangenschaft. Die Alliierten, überrascht von ihrem Alter, behandelten sie meist mit Mitleid. Amerikanische und britische Soldaten erinnerten sich später daran, dass die jungen Deutschen „eher nach Schülern als nach Soldaten“ aussahen.
Berlin, April bis Mai 1945 – das war der letzte Schauplatz dieses tragischen Dramas. Zwischen den Ruinen kämpften Jugendliche gegen Panzer, warfen Handgranaten aus zerbrochenen Fenstern oder versuchten, Verwundete zu retten. Für sie war es kein heroischer Kampf, sondern ein verzweifelter Versuch zu überleben – und zugleich das Ende ihrer Unschuld.
Als der Krieg vorbei war, standen viele dieser jungen Menschen vor einem Scherbenhaufen – nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Sie hatten Freunde verloren, Familien, die Kindheit. Manche kehrten heim und fanden kein Zuhause mehr vor. Andere mussten sich für Jahre in Gefangenschaft verantworten, obwohl sie kaum verstanden, wofür sie überhaupt gekämpft hatten.
Die Nachkriegszeit sprach lange nicht über sie. In der neuen Bundesrepublik wollte man vergessen, und die Jugend wollte neu anfangen. Erst Jahrzehnte später wurde über diese Generation der „verlorenen Jungen“ geforscht – jene, die zwischen den Fronten geboren und vom Krieg verschlungen wurden.
Ein Historiker schrieb:
„Diese Jungen waren weder Täter noch Helden. Sie waren Opfer eines Systems, das ihre Jugend gestohlen hat.“
Und genau das zeigt dieses Thema so eindringlich: den Moment, in dem die Ideale der Propaganda zusammenbrechen und nur noch Verzweiflung bleibt. Man sieht es in den Fotos von 1945 – in den müden Augen, in den zitternden Händen, in der Leere ihrer Blicke.
Viele dieser Jugendlichen sprachen später nie über ihre Erlebnisse. Manche schämten sich, andere verdrängten. Erst im hohen Alter begannen einige, ihre Geschichten zu erzählen – nicht, um sich zu rechtfertigen, sondern um zu warnen.
Heute sind sie fast alle verstorben. Doch die Bilder bleiben. Sie zeigen uns eine Generation, die nie wirklich Kind sein durfte – eine Generation, die in Ruinen aufwuchs, Waffen in den Händen hielt, wo eigentlich Bücher hätten liegen sollen.