Sensation in der Ostsee – Deutsches Kriegsschiff von 1943 entdeckt! Schwedische Taucher stoßen zufällig auf das perfekt erhaltene Wrack nahe Gotland.H
Im Sommer 2023 machten schwedische Berufstaucher in der Ostsee eine Entdeckung, die Historiker und Militärforscher gleichermaßen in Staunen versetzte. In einer Tiefe von etwa 75 Metern, rund 20 Kilometer östlich der Insel Gotland, stießen sie auf das nahezu unversehrte Wrack eines deutschen Kriegsschiffs aus dem Jahr 1943. Die Aufnahmen zeigen ein beeindruckendes Bild: der Rumpf ist fast vollständig intakt, das Deck noch erkennbar, und sogar Teile der Bewaffnung ragen wie stumme Zeugen aus dem Sand.

Nach ersten Untersuchungen könnte es sich um ein Schnellboot (S-Boot) der deutschen Kriegsmarine handeln – ein wendiges, mit Torpedos bewaffnetes Patrouillenfahrzeug, das während des Zweiten Weltkriegs in der Ostsee und der Nordsee eingesetzt wurde. Die Forscher vermuten, dass das Schiff während eines Gefechts mit sowjetischen Seestreitkräften im Jahr 1943 gesunken ist. Einige Hinweise deuten auf ein plötzliches Auseinanderbrechen des Rumpfes hin – möglicherweise durch eine Explosion oder eine Mine.
Das Team um den erfahrenen Taucher Anders Ljungström, das die Entdeckung machte, war eigentlich auf der Suche nach einem alten Frachterwrack aus dem 19. Jahrhundert, als das Sonar plötzlich eine klare, ungewöhnlich symmetrische Struktur auf dem Meeresboden zeigte. „Wir wussten sofort, dass das kein gewöhnliches Wrack ist“, sagte Ljungström in einem Interview. „Als wir die ersten Bilder sahen, wurde uns klar, dass wir auf ein Stück Geschichte gestoßen sind, das fast 80 Jahre unberührt geblieben war.“
Die Sicht unter Wasser war außergewöhnlich klar – ein seltener Glücksfall in der Ostsee, wo Sediment und Algen oft die Sicht behindern. Dank moderner Kameras gelang es dem Team, gestochen scharfe Aufnahmen zu machen, die die Struktur des Wracks in erstaunlicher Detailtiefe zeigen. Man erkennt sogar die ursprüngliche Tarnbemalung – blasse graue Streifen, die noch immer auf den Stahlplatten zu sehen sind.
Für Historiker ist der Fund von unschätzbarem Wert. Das Wrack gibt neue Einblicke in die Operationen der deutschen Kriegsmarine im Baltikum während der späten Kriegsjahre. Zwischen 1941 und 1944 spielte die Ostsee eine strategische Rolle – sowohl als Nachschubroute als auch als Rückzugsgebiet für die Marine. Viele Schiffe wurden in Gefechten, durch Minen oder bei Evakuierungen versenkt. Doch nur wenige dieser Wracks wurden bisher entdeckt, und noch weniger sind in einem so guten Zustand erhalten.
Die Forscher planen nun, mithilfe von Unterwasserrobotern weitere Untersuchungen durchzuführen. Ihr Ziel ist es, Seriennummern oder technische Merkmale zu identifizieren, die eine genaue Zuordnung ermöglichen. Möglicherweise lässt sich so feststellen, welche Besatzung an Bord war und ob Überlebende nach dem Untergang gerettet werden konnten. In alten Marinearchiven in Berlin und Stockholm sollen entsprechende Dokumente gesucht werden.
Neben seiner historischen Bedeutung hat der Fund auch eine emotionale Dimension. Viele Familien wissen bis heute nicht, was mit ihren Angehörigen geschehen ist, die auf See vermisst wurden. Sollte sich das Wrack einem bekannten Schiff zuordnen lassen, könnte das endlich Antworten liefern – nach fast acht Jahrzehnten Schweigen.
Doch das Wrack ist mehr als nur ein Stück Militärgeschichte. Es hat sich längst in ein einzigartiges Ökosystem verwandelt. Zwischen den Metallstrukturen leben Muscheln, Anemonen und Fischschwärme. Der Stahl, einst Symbol für Krieg und Zerstörung, trägt heute neues Leben. Die Forscher betonen, dass das Wrack nicht gehoben werden soll – es soll als Unterwasserdenkmal erhalten bleiben, geschützt vor Plünderung und Zerstörung.
Die Entdeckung löste auch international großes Interesse aus. Zahlreiche Museen in Deutschland und Schweden haben bereits angefragt, ob sie Kopien der Sonar- und Kameraaufnahmen für Ausstellungen nutzen dürfen. Der Fund erinnert eindrucksvoll daran, dass der Zweite Weltkrieg nicht nur an Land Spuren hinterlassen hat – sondern auch tief unter der Wasseroberfläche weiterlebt, in stillen, rostenden Zeugen vergangener Zeiten.
Für Anders Ljungström und sein Team ist der Fund ein Wendepunkt. „Wenn man da unten steht, 70 Meter unter der Oberfläche, und plötzlich das Schiffsdeck eines vergessenen Kriegsschiffs sieht – dann spürt man Demut“, sagt er. „Man denkt an die Menschen, die dort gekämpft, gehofft und vielleicht ihr Leben verloren haben. Es ist, als würde die Zeit für einen Moment stillstehen.“




