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Mai 1945 in Deutschland: Kindersoldaten bei Leipzig in Gefangenschaft – Der Krieg raubte ihnen die Jugend.H
Die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs in Europa waren von Chaos, Flucht, Kapitulation und unvorstellbarem menschlichem Leid geprägt. Inmitten dieser düsteren Szenerie entstand das hier gezeigte Foto – aufgenommen im Mai 1945 irgendwo bei Leipzig, Deutschland. Es zeigt eine Gruppe junger deutscher Soldaten, kaum älter als acht oder neun Jahre, die sich in amerikanischer Gefangenschaft befinden. Ihre Uniformen sind zu groß, ihre Gesichter zu jung für den Ernst, den sie ausstrahlen. Und doch stehen sie dort, Teil eines Krieges, der ihnen die Kindheit nahm.
Das Foto stammt aus einer kürzlich entdeckten Sammlung von über 600 Negativen eines US-Militärseelsorgers der 9. US-Panzerdivision. Diese Einheit hatte sich Ende April und Anfang Mai 1945 durch Mitteldeutschland gekämpft – unter anderem durch Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Ihre Aufgabe: die letzten Widerstandsnester der Wehrmacht zerschlagen, Lager befreien, Gefangene versorgen – und Zeugen eines Landes werden, das im Begriff war, sich selbst zu verlieren.
Im Vordergrund des Bildes sehen wir fünf Jungen in feldgrauen Uniformen. Ihre Ausdrücke spiegeln Müdigkeit, Unsicherheit und eine seltsame Mischung aus kindlicher Neugier und alternder Resignation wider. Besonders auffällig: der Junge ganz links, der mit einem ernsten Blick eine Zigarette raucht. Es ist ein Bild, das sich einprägt – nicht nur wegen seines historischen Wertes, sondern wegen der erschütternden Symbolik: Ein Kind im Kriegsgewand, mit einer Geste der Erwachsenenwelt, mitten in einer zerstörten Nation.
Hinter den Jungen erkennt man amerikanische Soldaten, einen Sherman-Panzer und eine Gruppe weiterer Gefangener – möglicherweise Volkssturm-Männer, Hitlerjugend-Mitglieder oder Zivilisten. Auch einige Frauen befinden sich im Hintergrund, was darauf hinweist, dass diese Szene vermutlich in der Nähe eines improvisierten Sammelplatzes aufgenommen wurde.
Dass Kinder in den letzten Kriegsmonaten in die Armee eingezogen oder als Teil des Volkssturms eingesetzt wurden, ist eines der dunkelsten Kapitel der NS-Zeit. Die Ideologie hatte viele dieser Jungen durch die Hitlerjugend systematisch auf den „Kampf für Führer und Vaterland“ vorbereitet. Als der Krieg verloren war, warfen viele Erwachsene die Waffen nieder – doch Kinder kämpften oft weiter, teils aus Überzeugung, teils weil sie es nicht besser wussten. Viele von ihnen wurden getötet, verwundet oder – wie in diesem Fall – gefangen genommen.
Für die US-Soldaten waren solche Szenen nicht ungewöhnlich, aber tief verstörend. In zahlreichen Kriegsberichten wird die Konfrontation mit Kindersoldaten als einer der emotional schwersten Momente beschrieben. Die Soldaten sahen sich gezwungen, Waffen aus den Händen von Jungen zu nehmen, die kaum lesen oder schreiben konnten – und fragten sich, wie weit ein System gehen muss, um selbst Kinder in den Tod zu schicken.
Doch trotz aller Tragik ist dieses Foto auch ein Symbol der Hoffnung. Die Jungen leben. Sie wurden gefangen genommen, nicht erschossen. Sie bekamen Essen, medizinische Hilfe und, so weit möglich, einen Weg zurück in ein normales Leben. Viele dieser Kinder wurden nach Kriegsende Teil der „Entnazifizierung“ – sie wurden umerzogen, oft auch in Kinderheimen oder durch Pflegefamilien betreut. Der Weg war lang und steinig, doch einige von ihnen schafften es, sich ein neues Leben aufzubauen – in einem neuen, demokratischen Deutschland.
Das Bild erinnert uns heute daran, wie zerbrechlich Jugend ist – und wie leicht sie in Zeiten von Hass, Ideologie und Krieg zerstört werden kann. Es mahnt uns, die Geschichte nicht zu vergessen, nicht zu verharmlosen – aber auch, mit Mitgefühl auf jene zu blicken, die nicht Täter, sondern selbst Opfer eines Systems waren, das jede Menschlichkeit verloren hatte.
Wer dieses Bild betrachtet, sollte nicht nur die Uniformen sehen, nicht nur den Kontext des Krieges. Man sollte vor allem die Gesichter sehen: von Kindern, denen etwas geraubt wurde, das man ihnen nie wieder zurückgeben konnte – ihre Kindheit, ihre Unschuld, ihre Träume.
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