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Letzter Widerstand vor dem Reichstag: Flakstellung im Herzen des zerstörten Berlins, 1945.H
Berlin, Frühling 1945. Die einstige Hauptstadt des Dritten Reiches liegt in Trümmern. Bombenangriffe der Alliierten, Straßenkämpfe, Artilleriebeschuss und der erbitterte Vormarsch der Roten Armee haben aus dem politischen Zentrum Deutschlands eine zerstörte Ruinenlandschaft gemacht. Und doch – selbst in den letzten Tagen des Krieges, als der Ausgang längst besiegelt war, stemmten sich Reste der Wehrmacht, der Waffen-SS und des Volkssturms gegen das Unvermeidliche.
Das Foto zeigt eine der letzten deutschen Flakstellungen im Herzen Berlins – direkt vor dem Reichstagsgebäude, das bereits schwer beschädigt ist. Im Vordergrund ragt ein 88-mm-Flugabwehrkanone, die berühmte „Flak 88“, empor. Dieses Geschütz war ursprünglich zur Bekämpfung feindlicher Flugzeuge entwickelt worden, erwies sich jedoch im Laufe des Krieges auch als überaus effektiv gegen Panzer und zur direkten Feuerunterstützung im Bodenkampf. Die Flak 88 wurde zu einer der gefürchtetsten Waffen im Arsenal der Wehrmacht – und ist heute eines der bekanntesten technischen Symbole der deutschen Kriegsführung.
Der Reichstag, Sitz des deutschen Parlaments in der Weimarer Republik, hatte im Nationalsozialismus keine echte Funktion mehr – das NS-Regime hatte demokratische Institutionen abgeschafft. Dennoch blieb das Gebäude ein Symbol der deutschen Staatsmacht. Für die Rote Armee wurde seine Einnahme zu einer symbolischen Eroberung, einem Zeichen für den endgültigen Sieg über Hitler-Deutschland. Der Sturm auf den Reichstag, der Ende April 1945 begann, war Teil der Schlacht um Berlin – einer der blutigsten und intensivsten Gefechte des gesamten Krieges.
Die sowjetischen Truppen standen vor einer gewaltigen Aufgabe: Haus für Haus, Straße für Straße mussten sie sich durch die Trümmer kämpfen. Deutsche Einheiten hatten überall Verteidigungsstellungen eingerichtet – selbst auf historischen Plätzen wie dem Platz vor dem Reichstag. Dort, wo einst Debatten über Demokratie geführt wurden, wurden nun tödliche Gefechte mit Granaten und Maschinengewehren ausgetragen.
Die Präsenz der Flak 88 vor dem Reichstag verdeutlicht, wie verzweifelt die militärische Lage war. Diese Kanone war ursprünglich nicht für den Straßenkampf gedacht. Doch in den letzten Kriegstagen wurde alles eingesetzt, was noch einsatzfähig war. Alte Flugabwehrgeschütze wurden auf Panzerfahrzeuge montiert oder auf improvisierte Stellungen gesetzt, um sich gegen den sowjetischen Vormarsch zu stemmen.
In Berlin war kaum noch etwas geordnet – Versorgungslinien waren zusammengebrochen, die Kommunikation zwischen Einheiten war oft unterbrochen. Und doch kämpften viele Wehrmachtsoldaten weiter, angetrieben von Befehl, Ideologie oder Angst vor sowjetischer Gefangenschaft. Die Flak 88 vor dem Reichstag wurde vermutlich gegen sowjetische Panzer in der Nähe der Spree oder der Straße des 17. Juni eingesetzt – in einem letzten Versuch, das Regierungsviertel zu verteidigen.
Am 2. Mai 1945 endete der Kampf um Berlin. Zuvor hatte sich Adolf Hitler am 30. April im Führerbunker das Leben genommen. Am gleichen Tag wurde die sowjetische Flagge auf dem Reichstag gehisst – ein ikonischer Moment, der von sowjetischen Kriegsfotografen festgehalten und weltweit verbreitet wurde. Die Stadt war ein Trümmerfeld. Hunderttausende Zivilisten waren gestorben oder obdachlos, zehntausende Soldaten gefallen.
Das Ende des Reichstags als militärisches Ziel markierte auch das Ende des NS-Staats. Von hier an begann für Deutschland eine neue Zeitrechnung – mit Kapitulation, Besatzung und dem langen, schmerzhaften Weg zum Wiederaufbau.
Das Bild der Flakstellung vor dem zerstörten Reichstag steht symbolisch für den letzten Widerstand eines untergehenden Regimes. Es zeigt den Kontrast zwischen der gewaltigen Waffe und der Ruine dahinter – beides Manifestationen von Macht und deren Zerfall. In seiner Stille vermittelt es mehr als Worte: Es erzählt von der Verzweiflung der letzten Verteidiger, von der Wucht der Zerstörung und von der Ironie, dass selbst modernste Technik das Unvermeidbare nicht aufhalten konnte.
Heute ist der Reichstag wieder Sitz des deutschen Bundestages – restauriert, modernisiert, ein Symbol der Demokratie. Die Narben des Krieges sind bewusst erhalten geblieben. Sie erinnern an das, was war – und an das, was nie wieder sein darf.