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Gigant der Industriegeschichte: Die deutsche 30.000-Tonnen-Presse lebt in Russland weiter.H

Während des Zweiten Weltkriegs strebte das Deutsche Reich nach technischer Überlegenheit – nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch in der Industrieproduktion. Ein eindrucksvolles Symbol für diesen Anspruch war die gigantische 30.000-Tonnen-Schmiedepresse der Firma Schloemann, die in den frühen 1940er Jahren in Deutschland errichtet wurde. Zusammen mit zwei weiteren 15.000-Tonnen-Pressen bildete sie das Herzstück eines geheimen Programms zur Herstellung hochfester Bauteile für die Luftfahrt- und Rüstungsindustrie.

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Diese hydraulische Presse war damals ein technologisches Wunderwerk. Sie diente der Herstellung großer, präzise geformter Teile – etwa für Flugzeugfahrwerke, Motorkomponenten und Panzerteile. Mit enormer Presskraft konnte sie Metallrohlinge unter Hitze und Druck zu hochfesten Werkstücken verformen. Der Bau solcher Anlagen erforderte gewaltige Mengen an Stahl, Know-how, Energie und spezialisierten Arbeitskräften – ein Projekt von nationaler strategischer Bedeutung.

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Nach dem Ende des Krieges im Mai 1945 wurde ein Großteil der deutschen Hochtechnologie von den Alliierten konfisziert, zerlegt und in ihre eigenen Länder transportiert – als Teil der sogenannten Reparationen und Technologietransfers. Die mächtige Schloemann-Presse war für die Sowjetunion von besonderem Interesse. Sie wurde vollständig demontiert, über tausende Kilometer transportiert und im russischen Kamensk-Uralsky neu aufgebaut – am Standort des heutigen Metallurgiewerks Kamensk-Uralsky (KUMZ). Dort verrichtete sie über Jahrzehnte hinweg ihren Dienst – zunächst im Wiederaufbau, später in der sowjetischen Raumfahrt-, Flugzeug- und Rüstungsindustrie.

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Bemerkenswert ist, dass die riesige Presse trotz ihres Alters von über 80 Jahren bis heute in Betrieb ist. Ihre Langlebigkeit und Funktionstüchtigkeit zeugen nicht nur von der deutschen Ingenieurskunst der Kriegsjahre, sondern auch von der sowjetischen Fähigkeit, komplexe Technik in neue Systeme zu integrieren. Die Schloemann-Presse ist heute ein Industriedenkmal, ein Relikt des Kalten Krieges – und ein Symbol für die oft vergessene Geschichte der technischen Erbschaften aus dem Zweiten Weltkrieg.

Historiker schätzen, dass allein die Demontage und der Transport solcher Großanlagen Monate oder gar Jahre dauerten. Ganze Spezialisten-Teams aus Deutschland mussten auf sowjetischen Befehl hin mithelfen, die Anlagen fachgerecht zu zerlegen und zu dokumentieren. Nach ihrer Ankunft in Russland übernahmen sowjetische Techniker den Wiederaufbau – oft unter schwierigen Bedingungen. Dass eine Presse dieser Größenordnung heute noch in Betrieb ist, gleicht einem technischen Wunder.

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Auf dem historischen Foto erkennt man gut die Dimension dieses Kolosses: Am Fuß der Presse stehen Arbeiter – winzig im Vergleich zu dem gewaltigen Maschinenkörper. Es sind solche Bilder, die uns die industrielle Dimension des Zweiten Weltkriegs vor Augen führen. Während in vielen Köpfen der Krieg mit Panzern, Flugzeugen und Soldaten verbunden ist, bleibt die Rolle der Industrie – und der gigantischen Produktionsmaschinen – oft im Schatten. Doch ohne sie wären die militärischen Ambitionen des NS-Staats undenkbar gewesen.

Heute dient die Presse in Russland nicht mehr der Rüstungsproduktion, sondern dem zivilen Flugzeugbau und der Metallverarbeitung. Dennoch bleibt ihr Ursprung untrennbar mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs verknüpft. Sie ist ein stummer Zeuge einer Epoche, in der Technik nicht nur dem Fortschritt, sondern auch der Zerstörung diente.

Was lernen wir aus diesem Kapitel der Technikgeschichte? Vielleicht dies: Dass die Macht der Maschinen von ihren Besitzern abhängt – und dass jede Technologie auch einen ethischen Kontext hat. Die 30.000-Tonnen-Presse von Schloemann war ein Werkzeug der Kriegsproduktion – heute steht sie im Dienst der zivilen Industrie. Ein Wandel, der Hoffnung macht.


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