Geburt eines Giganten: Das deutsche Schlachtschiff Bismarck im Bau – 10. September 1938.H
Am 10. September 1938, in den Werften von Blohm & Voss in Hamburg, herrschte geschäftiges Treiben. Überall klangen Hammerschläge, Schweißgeräte funkelten, und Kräne bewegten riesige Stahlplatten an ihren Platz. Mitten in diesem industriellen Orchester entstand eines der bekanntesten Kriegsschiffe des 20. Jahrhunderts: die Bismarck.
Die Bismarck war nicht einfach nur ein weiteres Schlachtschiff – sie war ein Symbol für die militärischen Ambitionen Deutschlands in den späten 1930er Jahren. Benannt nach dem Reichskanzler Otto von Bismarck, sollte sie Kraft, Modernität und technologische Überlegenheit verkörpern. Ihre Bauweise war von Präzision und Effizienz geprägt, und jeder Arbeitsschritt wurde sorgfältig geplant.
Mit einer Länge von über 250 Metern und einer Verdrängung von rund 50.000 Tonnen (voll beladen) war die Bismarck für ihre Zeit ein Gigant der Meere. Ihre Hauptbewaffnung bestand aus acht 38-cm-Geschützen, die in vier Zwillingstürmen montiert waren. Zusätzlich verfügte sie über eine beeindruckende Sekundär- und Flak-Bewaffnung, um sich gegen See- und Luftangriffe zu verteidigen.
Die Bilder vom Bau zeigen gewaltige Stahlrümpfe, die langsam ihre Form annahmen. Gerüste umgaben den Schiffskörper, Arbeiter in Schutzkleidung bewegten sich wie Ameisen zwischen Nieten, Trägern und Platten. Aus heutiger Sicht beeindrucken diese Aufnahmen nicht nur durch ihre technische Dimension, sondern auch durch die Atmosphäre, die sie vermitteln: ein Moment im Übergang, in dem ein Schiff noch nicht auf den Wellen, sondern fest im Dock liegt – und doch schon Geschichte schreibt.
Für die Werftarbeiter war der Bau der Bismarck sowohl eine technische Herausforderung als auch eine Quelle des Stolzes. Viele von ihnen wussten, dass dieses Schiff zu den modernsten seiner Zeit gehören würde. Dennoch ahnten nur wenige, wie kurz und dramatisch die Einsatzzeit der Bismarck tatsächlich sein würde.
Die Bismarck lief am 14. Februar 1939 vom Stapel – in einer pompösen Zeremonie, die von politischen Botschaften geprägt war. Ihre spätere Indienststellung im August 1940 markierte den Beginn einer kurzen, aber legendären Karriere. Im Mai 1941 nahm sie an ihrer ersten und einzigen großen Operation teil, bei der sie den britischen Schlachtkreuzer HMS Hood versenkte – ein Ereignis, das weltweit Schlagzeilen machte.
Doch der Triumph währte nicht lange. Nur wenige Tage später wurde die Bismarck von der Royal Navy gejagt und schließlich am 27. Mai 1941 versenkt. Das Wrack ruht heute in fast 5.000 Metern Tiefe im Atlantik – ein stummer Zeuge einer Ära, in der Schlachtschiffe noch die „Könige der Meere“ waren.
Wenn man die Aufnahmen vom 10. September 1938 betrachtet, spürt man diese doppelte Perspektive: Damals war die Bismarck ein Versprechen, ein technisches Meisterwerk im Entstehen. Heute sehen wir sie auch als Mahnmal für die zerstörerische Kraft des Krieges.
Besonders eindrucksvoll sind die Details, die in den historischen Bauaufnahmen sichtbar werden: die massiven Propellerwellen, die sorgfältig in Position gebracht werden; die Panzerplatten, die wie Puzzleteile ineinandergefügt werden; und die Aufbauten, die später Radar- und Feuerleitsysteme tragen sollten. Jede Niete, jede Schweißnaht erzählt von menschlicher Arbeit und Ingenieurskunst – aber auch davon, wie Technologie in den Dienst von Macht und Konflikt gestellt werden kann.
Heute fasziniert die Bismarck Historiker, Modellbauer und Marinebegeisterte gleichermaßen. Ihr Name ist zu einem Synonym für Größe und Tragik geworden. Dokumentationen, Bücher und Filme widmen sich ihrer Geschichte – von den ersten Bauplänen bis zum letzten Gefecht.
Diese Faszination liegt nicht nur in den technischen Daten, sondern auch in der Dramaturgie ihres Schicksals. Ein Schiff, das als unbesiegbar galt, wurde innerhalb weniger Tage zur Legende – nicht nur wegen seiner Feuerkraft, sondern auch wegen der gewaltigen Jagd, die zu seinem Untergang führte.
Wenn Sie die vollständige Bildserie im Kommentarbereich ansehen, werden Sie die Bismarck in einem Stadium sehen, das nur wenige kennen: nicht als fertiges Kriegsschiff, sondern als Werk in Entstehung. Vielleicht entdecken Sie in den Gesichtern der Arbeiter, in der Anordnung der Baustellenkräne oder in der glatten Kurve des Rumpfes etwas, das Sie an die Ambivalenz dieser Zeit erinnert – zwischen technischer Brillanz und politischer Instrumentalisierung.
📍 Fazit:
Der 10. September 1938 war für die Bismarck nur ein Zwischenschritt – aber für uns heute ist er ein faszinierender Blick zurück in eine Welt, in der Ingenieurskunst und Geschichte untrennbar miteinander verwoben waren.