Am 21. März 1945 ereignete sich über Deutschland ein Luftkampf, der in die Chronik der letzten Kriegswochen einging. Ein amerikanischer Bomber des Typs Douglas A-26B Invader mit der Seriennummer 43-22359 wurde während eines Einsatzes schwer beschädigt und stürzte schließlich ab, nachdem seine linke Tragfläche durch eine Explosion in der Luft regelrecht weggesprengt worden war. Der Vorfall geschah in der Nähe von Velen in Westfalen, also tief im Gebiet des damaligen Deutschen Reiches. Die Szene verdeutlicht eindrucksvoll, wie brutal und unvorhersehbar die Luftschlachten des Zweiten Weltkriegs waren – gerade in einer Phase, in der der Krieg in Europa bereits auf sein Ende zulief.
Die A-26B Invader war ein zweimotoriger leichter Bomber, der von der USAAF (United States Army Air Forces) vor allem für Präzisionsangriffe und taktische Bombardierungen eingesetzt wurde. Mit ihrer Geschwindigkeit, Wendigkeit und der starken Bewaffnung galt sie als eines der modernsten Flugzeuge ihrer Zeit. Sie konnte Bombenlasten von bis zu 2,7 Tonnen tragen und verfügte über mehrere Maschinengewehre zur Verteidigung und zum Angriff. Ihre Piloten wussten diese Eigenschaften zu schätzen, doch im März 1945 war der Luftraum über Deutschland weiterhin gefährlich, denn trotz schwerer Verluste verfügte die Luftwaffe noch über kampffähige Flugzeuge sowie über eine dichte Flugabwehr.
Der Einsatz am 21. März 1945 hatte das Ziel, deutsche Verkehrs- und Nachschubwege zu stören, um die anrückenden Bodentruppen der Alliierten zu unterstützen. Die Westfront hatte sich nach dem Überschreiten des Rheins durch die Alliierten rapide verschoben, und gerade in Westfalen versuchten deutsche Truppen, die Vormärsche zu verlangsamen. In dieser Situation gerieten die A-26B und ihre Besatzung unter heftiges Feuer. Augenzeugenberichte deuten darauf hin, dass die linke Tragfläche des Bombers von einem direkten Treffer einer Flugabwehrgranate oder möglicherweise durch einen Angriff deutscher Jagdflugzeuge getroffen wurde. Das Ergebnis war katastrophal: Die gesamte Tragfläche riss ab, und die Maschine war sofort manövrierunfähig.
Für die Besatzung begann nun ein Kampf ums Überleben. In nur wenigen Sekunden stürzte das Flugzeug aus großer Höhe zur Erde. Ob die Crew rechtzeitig aussteigen konnte, ist nicht eindeutig dokumentiert. In vielen Fällen blieben den Piloten und Schützen in einer solchen Situation nur Sekunden, um sich mit dem Fallschirm zu retten. Gerade wenn ein Flügel abgerissen war, drehte sich die Maschine oft unkontrolliert, was den Absprung erschwerte oder unmöglich machte. Zeitzeugenberichte aus Velen erwähnen den Feuerball, der nach dem Aufschlag entstand, und die Trümmer, die sich über ein weites Feld verteilten.
Die Bevölkerung vor Ort erlebte das Geschehen hautnah. Für die Bewohner von Velen war der Anblick abstürzender Flugzeuge im Jahr 1945 keine Seltenheit mehr. Fast täglich flogen alliierte Bomberverbände über das Ruhrgebiet, das Münsterland und Westfalen, um strategische Ziele wie Bahnhöfe, Fabriken und Brücken zu zerstören. Die deutsche Zivilbevölkerung lebte in ständiger Angst vor Bombenangriffen, und gleichzeitig war das Wissen um die drohende Niederlage allgegenwärtig. Der Absturz der A-26B wurde daher sowohl mit Erschütterung als auch mit einer gewissen fatalistischen Gewohnheit aufgenommen – ein weiteres sichtbares Zeichen des tobenden Krieges am Himmel.
Für die USAAF bedeutete der Verlust der A-26B Invader #43-22359 einen von vielen ähnlichen Vorfällen. Auch wenn die Alliierten in der Luft längst die Überlegenheit errungen hatten, blieben die Einsätze gefährlich. Flugabwehrkanonen, sogenannte „Flak“, forderten bis zuletzt zahlreiche Opfer. Auch die wenigen verbliebenen Jagdflugzeuge der Luftwaffe, darunter Maschinen vom Typ Messerschmitt Bf 109 oder Focke-Wulf Fw 190, konnten immer noch empfindliche Verluste verursachen. Die Luftschlacht über Deutschland war daher selbst im März 1945 keineswegs ungefährlich.
Historisch betrachtet symbolisiert der Absturz dieser A-26B Invader den Übergang von der totalen Offensive der Alliierten zur letzten Verteidigung der Deutschen. Nur wenige Wochen später, im Mai 1945, kapitulierte das Deutsche Reich. Die Trümmer des Flugzeugs, verstreut auf einem westfälischen Feld, waren somit ein Vorbote des baldigen Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa.
Heute erinnern solche Einzelfälle an die unzähligen Dramen, die sich am Himmel über Europa abgespielt haben. Jede Maschine hatte ihre eigene Geschichte, jede Besatzung ihr eigenes Schicksal. Manche Piloten konnten sich retten und gerieten in deutsche Kriegsgefangenschaft, andere verloren ihr Leben. Der Absturz der A-26B Invader bei Velen steht stellvertretend für viele ähnliche Tragödien, die das letzte Kriegsjahr begleiteten.