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Die öffentliche Hinrichtung vom 19. Juli 1943 in Auschwitz I – Ein Moment des Grauens und stillen Widerstands.H

Am Abend des 19. Juli 1943, gegen 18:20 Uhr, versammelten sich Häftlinge und SS-Wachmannschaften auf dem Appellplatz des Konzentrationslagers Auschwitz I. Vor der Lagerküche stand ein massiver Galgen, errichtet mit zwölf Stricken – einer für jeden der verurteilten Häftlinge. Diese Szene, eingefangen auf einem seltenen historischen Foto, gehört zu den eindrucksvollsten und erschütterndsten Zeugnissen der Gewalt im Lager.

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Die zwölf Männer, die an diesem Tag hingerichtet wurden, waren polnische Häftlinge aus dem sogenannten Vermessungstrupp. Sie trugen nur einfache Anzüge, waren gefesselt und sichtlich ausgezehrt. Ihre Namen sind überliefert: Stanisław Stawiński, Czesław Marcisz, Janusz Skrzetuski-Pogonowski, Edmund Sikorski, Jerzy Woźniak, Józef Wojtyga, Zbigniew Foltański, Bogusław Ohrt, Leon Rajzer, Tadeusz Rapacz, Józef Gancarz und Mieczysław Kulikowski. Sie alle waren im Mai 1943 in den Bunkern von Block 11 eingesperrt worden – dem berüchtigten Strafblock des Lagers.

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Ihr „Verbrechen“ bestand darin, drei Mithäftlingen bei der Flucht geholfen zu haben. Diese Flucht im Januar 1943 galt in den Augen der SS als schweres Delikt, das mit dem Tod bestraft werden musste. Die Hinrichtung sollte nicht nur Strafe, sondern auch Abschreckung sein. Deshalb fand sie öffentlich vor den Augen der anderen Häftlinge statt, die zum Appell antreten mussten und Zeugen des Grauens wurden.

Als die zwölf Verurteilten unter den Galgen geführt wurden, war die Stille bedrückend. SS-Männer umringten den Platz, und Lagerkommandant Rudolf Höss trat hervor, um das Todesurteil zu verlesen. Doch bevor er zu Ende sprechen konnte, geschah etwas Unerwartetes: Janusz Skrzetuski, einer der Verurteilten, stieß den Schemel, auf dem er stand, selbst weg – ein letzter Akt des Widerstands, ein stiller Protest gegen die Unmenschlichkeit seiner Henker. Diese Geste schockierte die Anwesenden und durchbrach für einen Moment die sorgfältig inszenierte Machtdemonstration der SS.

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Kurz darauf zogen SS-Offiziere den übrigen Verurteilten ebenfalls die Hocker weg. Innerhalb weniger Sekunden endete das Leben von zwölf Männern, die durch ihre mutige Unterstützung einer Flucht zum Symbol für Solidarität und Menschlichkeit inmitten des Grauens wurden. Für die anderen Häftlinge war dieser Moment ein unauslöschliches Bild des Schreckens – aber auch ein stilles Zeichen von Würde.

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Diese Hinrichtung ist Teil eines größeren Zusammenhangs: des Systems des Terrors, das Auschwitz zu einem der bekanntesten Synonyme für den Holocaust machte. Zwischen 1940 und 1945 wurden in Auschwitz über 1,1 Millionen Menschen ermordet – Juden, Polen, Roma, sowjetische Kriegsgefangene und andere als „unerwünscht“ deklarierte Gruppen. Die Galgen vor der Lagerküche dienten nicht nur der Vollstreckung von Urteilen, sondern auch als psychologische Waffe: Sie sollten Angst verbreiten, Widerstand im Keim ersticken und den Häftlingen ihre völlige Ohnmacht vor Augen führen.

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Heute wird die Geschichte dieser zwölf Männer im Rahmen von Gedenkveranstaltungen und Bildungsprogrammen erzählt. Ihre Namen sind Teil des kollektiven Gedächtnisses Polens und Europas geworden. Die mutige Geste von Janusz Skrzetuski – sein freiwilliger Schritt in den Tod, um nicht den sadistischen Ritualen seiner Peiniger zu folgen – wird oft als Symbol für den stillen Widerstand der Lagerinsassen interpretiert.

Das Foto der Galgen vor der Küche von Auschwitz I bleibt ein wichtiges Dokument der Geschichte. Es konfrontiert uns mit Fragen nach Moral, Menschlichkeit und Erinnerung. Wie konnte eine solche Barbarei geschehen? Was sagt dieser Moment über die Machtstrukturen im Lager und über den Mut Einzelner? Und wie stellen wir sicher, dass solche Verbrechen nie wieder geschehen?

Indem wir diese Geschichten erzählen und die Orte des Geschehens bewahren, leisten wir einen Beitrag gegen das Vergessen. Das Erinnern an die Opfer – und an ihre letzten Gesten der Menschlichkeit – ist ein zentraler Bestandteil unserer Verantwortung gegenüber der Vergangenheit.

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