Der Untergang von U-864: Die spektakuläre Entdeckung eines deutschen U-Boot-Wracks – ein einzigartiges Kapitel der Marinegeschichte.H
Die Geschichte von U-864 gehört zu den außergewöhnlichsten und zugleich tragischsten Episoden der deutschen U-Boot-Fahrt im Zweiten Weltkrieg. Jahrzehntelang lag das Wrack unentdeckt auf dem Grund des Nordmeers, verborgen unter Kälte, Strömungen und Sedimenten. Doch in den 2000er Jahren gelang es norwegischen Suchteams, dieses einzigartige Relikt im Gebiet vor der Insel Fedje, etwa 70 Kilometer nordwestlich von Bergen, schließlich aufzuspüren. Damit rückte ein Ereignis wieder in den Fokus, das in der Geschichte der Seekriegsführung eine absolute Besonderheit darstellt.

Der Untergang von U-864 am 9. Februar 1945 ist bis heute der einzige dokumentierte Fall, in dem ein U-Boot ein anderes U-Boot unter Wasser versenkt hat. Die britische Royal Navy entsandte damals das U-Boot HMS Venturer, das die deutsche Einheit ortete, verfolgte und schließlich torpedierte – alles während beide Boote getaucht waren. Diese seltene Situation machte den Vorfall zu einem bemerkenswerten taktischen Ereignis, das später sogar in militärischen Ausbildungsunterlagen weltweit thematisiert wurde.
Die Entdeckung des Wracks selbst war eine komplexe und technisch herausfordernde Aufgabe. Die Meeresregion vor Fedje ist bekannt für tiefe Rinnen, starke Strömungen und wechselhaftes Wetter. Lange Zeit wusste man nur vage, wo sich das Boot befinden könnte. Erst 2003 führten detaillierte Sonarmessungen und modernisierte Suchverfahren zur Lokalisierung eines auffälligen metallischen Körpers in etwa 150 Metern Tiefe. Weitere Untersuchungen bestätigten schließlich: Es handelte sich tatsächlich um U-864, eines der geheimnisvollsten Boote der deutschen Marine, das bei seinem letzten Einsatz auf dem Weg nach Fernost gewesen war.
Als die ersten Unterwasseraufnahmen veröffentlicht wurden, zeigte sich ein Bild der Zerstörung: Der Rumpf war in zwei große Sektionen gebrochen, der Meeresboden rundherum stark verändert. Trotz des strukturellen Schadens ist ein beachtlicher Teil der Außenhülle noch klar erkennbar. Die Umgebung des Wracks erzählt stumm von den letzten Minuten des Bootes – einer Zeit, in der Technologie, Strategie und das Unvorhersehbare des Ozeans aufeinanderprallten.
Besonders faszinierend ist der historische Kontext. Kurz vor Kriegsende wurden verschiedene U-Boote mit besonderen Aufträgen betraut. U-864 war Teil einer Operation, die Materialien und technisches Wissen nach Japan transportieren sollte. Der Verlust des Bootes bedeutete somit nicht nur das Ende einer Mission, sondern auch das Ende einer der letzten größeren Verbindungen zwischen den beiden verbündeten Staaten jener Zeit.
Die Bergung des Wracks selbst ist wegen der Tiefe und der Beschaffenheit der Meeresumgebung bis heute umstritten. Norwegen führt regelmäßige Analysen des Gebietes durch, da Sedimente und Meeresströmungen eine Rolle bei der Konservierung oder Veränderung der Wrackstruktur spielen. Für Historiker und Marineexperten bleibt der Fund jedoch ein bedeutender Meilenstein. Er liefert seltene Einblicke in die Konstruktion, den Zustand und die Einsatzrealität eines deutschen U-Bootes aus den letzten Kriegsmonaten.
Heute gilt der Fund des U-864-Wrackes als eines der wichtigsten Unterwasserrelikte im Nordmeerraum. Er zeigt, wie tief die Spuren der Geschichte in der Natur verankert sein können – und wie moderne Technik vergangene Ereignisse buchstäblich wieder ans Licht bringt. Die Kombination aus taktischer Einzigartigkeit, schwieriger Bergung und historischer Bedeutung macht den Untergang von U-864 zu einem Thema, das Forscher wie Geschichtsinteressierte gleichermaßen fasziniert.




