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Das Rätsel von Brest, Frankreich – Das getarnte deutsche Schlachtschiff Gneisenau und die waghalsige Flucht durch den Ärmelkanal, 1942!.H
Im Winter 1942 lag das deutsche Schlachtschiff Gneisenau im französischen Hafen von Brest – schwer beschädigt, aber keineswegs aufgegeben. Unter Tarnnetzen verborgen, zwischen Werften, Kränen und Docks, bereitete sich die Besatzung auf eine der kühnsten Operationen der Kriegsgeschichte vor. Die „Operation Cerberus“, auch bekannt als der „Kanal-Durchbruch“, sollte zu einem der riskantesten, aber auch erfolgreichsten Manöver der deutschen Kriegsmarine werden.

Die Gneisenau, zusammen mit ihrem Schwesterschiff Scharnhorst und dem schweren Kreuzer Prinz Eugen, war in Brest stationiert, nachdem sie monatelang alliierte Handelsschiffe im Atlantik angegriffen hatte. Doch im Laufe des Jahres 1941 wurde der Hafen zunehmend zur Falle: britische Bomber griffen Brest regelmäßig an, und die deutschen Schiffe waren kaum noch sicher.
Anfang 1942 fiel der Entschluss, die drei großen Einheiten nach Deutschland zurückzuführen – durch den Ärmelkanal, mitten durch das am stärksten überwachte Seegebiet Europas. Ein gefährlicher Plan, den selbst erfahrene Marineoffiziere zunächst für nahezu unmöglich hielten.

Am 11. Februar 1942, kurz nach Mitternacht, begann das Unternehmen. Die Gneisenau, Scharnhorst und Prinz Eugen verließen Brest unter dichtem Nebel und bei ausgeschalteten Funkgeräten. Britische Radarstationen registrierten zwar ungewöhnliche Bewegungen, doch wegen des schlechten Wetters konnte niemand die Schiffe eindeutig identifizieren. Begleitet wurden sie von Dutzenden Schnellbooten, Zerstörern und Minensuchern. In der Luft sicherten Jagdflugzeuge der Luftwaffe – darunter Maschinen vom Typ Messerschmitt Bf 109 – die gefährliche Passage.
Über viele Stunden blieb der Durchbruch unentdeckt. Erst gegen Mittag wurde die britische Seite alarmiert. Flugzeuge und Torpedoboote starteten Angriffe, doch das Überraschungsmoment war verloren. Trotz mehrerer schwerer Treffer gelang es den deutschen Schiffen, die Küste Englands zu passieren und in norddeutsche Gewässer zu entkommen. Die Gneisenau erreichte Kiel – angeschlagen, aber lebendig.

Strategisch war die Operation zwar ein kurzfristiger Erfolg, militärisch aber umstritten. Die deutschen Schiffe waren fortan in Nord- und Ostsee gebunden und konnten keine Angriffe auf den Atlantikverkehr mehr führen. Dennoch zeigte das Unternehmen, dass selbst unter totaler Überwachung waghalsige Einsätze möglich waren – eine Lektion, die auf beiden Seiten des Kanals Eindruck hinterließ.
Die Tarnung in Brest spielte bei dieser Flucht eine zentrale Rolle. Fotos aus der Zeit zeigen die Gneisenau unter weit ausgebreiteten Tarnnetzen, die das riesige Schiff fast unsichtbar machten. Aus der Luft sollte es wie ein Teil des Hafens wirken – ein Stück Werft, kein aktives Kriegsschiff. Dutzende Arbeiter und Matrosen arbeiteten monatelang daran, die Illusion perfekt zu gestalten.
Nach der Rückkehr nach Kiel wurde die Gneisenau erneut schwer getroffen – diesmal bei einem alliierten Bombenangriff im Hafen. Das Schiff wurde nie wieder vollständig einsatzfähig gemacht. 1943 begann man, die Bewaffnung auszubauen und das Schiff schließlich als stationäre Batterie in Gotenhafen zu verwenden. Das Ende eines einst stolzen Kriegsschiffes.
Heute erinnern nur wenige Spuren an die Zeit der Gneisenau in Brest. Das Trockendock, in dem sie lag, existiert noch – stiller Zeuge einer Phase, in der Technologie, Mut und Verzweiflung ineinandergriffen. Historiker bewerten den „Kanal-Durchbruch“ bis heute unterschiedlich: Die einen sehen darin ein Beispiel militärischer Präzision und Kühnheit, andere verweisen auf die begrenzte strategische Wirkung und die hohen Risiken.

Was bleibt, ist das Bild eines Schiffes, das unter Tarnnetzen ruhte, während über ihm die alliierten Bomber kreisten. Ein Schiff, dessen Besatzung wusste, dass jeder Tag im Hafen von Brest ihr letzter hätte sein können. Und doch bereiteten sie sich auf eine Fahrt vor, die selbst ihre Gegner später als „eines der erstaunlichsten Marineunternehmen des Krieges“ bezeichneten.
Wenn man heute die alten Schwarzweißaufnahmen betrachtet – die Tarnung, die Stille im Dock, die Männer auf dem Deck –, spürt man eine Mischung aus Anspannung und Entschlossenheit. Es ist ein Blick in eine Zeit, in der das Unmögliche versucht wurde – und in der ein einziger Befehl darüber entschied, ob man überlebt oder im Hafen von Brest zurückblieb.
So bleibt die Gneisenau ein Symbol: für technische Meisterleistung, für Wagemut, aber auch für die Absurdität eines Krieges, in dem selbst erfolgreiche Einsätze selten ein wahres Ziel hatten. Das Foto des getarnten Schiffes im Hafen von Brest erzählt davon – still, sachlich, und doch voller Geschichte




