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Blick auf die mächtige 12,8‑cm‑Doppelflak vom großen Zoo-Bunker in Berlin – vorne links das Charlottenburger Tor! H
Berlin, Mitte der 1940er Jahre: Auf dem Dach des gewaltigen Zoo-Bunkers erhebt sich eine der beeindruckendsten Luftabwehranlagen des Zweiten Weltkriegs – die 12,8‑cm‑Doppelflak. Das Foto, aufgenommen vom britischen Fotografen Cecil F. S. Newman, zeigt den Blick nach Nordwesten, mit dem Charlottenburger Tor gut sichtbar im Vordergrund. Diese Aufnahme ist nicht nur ein technisches Zeitdokument, sondern auch ein stummer Zeuge einer Stadt im Ausnahmezustand.
Der Zoo-Bunker, offiziell Flakturm Tiergarten genannt, wurde zwischen 1940 und 1941 errichtet, als Reaktion auf die immer intensiveren alliierten Luftangriffe auf das Deutsche Reich. Er war Teil eines Systems von drei Flaktürmen in Berlin (Tiergarten, Friedrichshain und Humboldthain), die eine zentrale Rolle im Luftschutz der Reichshauptstadt spielten. Die 12,8‑cm‑Flugabwehrkanonen, die hier installiert waren, gehörten zu den größten und leistungsfähigsten ihrer Art weltweit. Jede Doppelflak konnte bis zu 14 Schuss pro Minute abfeuern und Ziele in einer Höhe von über 14 Kilometern bekämpfen.
Die Aufnahme transportiert eine Mischung aus technischer Faszination und historischer Schwere. Während die massiven Rohre der Flak gen Himmel ragen, ahnt man den Zweck dieser Waffen: den Himmel über Berlin zu verteidigen – eine Aufgabe, die angesichts der überwältigenden Übermacht der alliierten Bomberverbände zunehmend hoffnungslos wurde. Ab 1943 intensivierten sich die Luftangriffe; die Stadt wurde Nacht für Nacht in ein Inferno aus Feuerstürmen verwandelt.
Bemerkenswert ist auch die Umgebung des Fotos. Links im Vordergrund erkennt man das Charlottenburger Tor, ein neoklassizistisches Bauwerk, das einst den westlichen Zugang zur Berliner Innenstadt markierte. Diese friedlichen architektonischen Elemente kontrastieren stark mit der brutalen Funktion des Flakturms. Das Foto ruft in Erinnerung, wie dicht Krieg und Alltagsleben damals nebeneinander existierten: Während unterhalb des Bunkers Menschen in Schutzräumen ausharrten, donnerten oben die Geschütze gegen die anfliegenden Bomber.
Der Zoo-Bunker selbst war nicht nur eine militärische Stellung, sondern auch ein Zufluchtsort für zehntausende Berliner. Die gewaltigen Mauern boten Schutz für Zivilisten, Krankenhäuser und sogar Kunstschätze, die vor Bombenangriffen gesichert wurden. Zeitzeugen berichten von bedrückenden Szenen: Kinder, die zwischen Rohren und Munitionskisten spielten, während draußen die Sirenen heulten; alte Menschen, die in den stickigen Luftschutzkellern ausharrten und das Dröhnen der Geschütze über sich spürten.
Als die Rote Armee im April 1945 in Berlin einmarschierte, wurde der Zoo-Bunker zum Schauplatz schwerer Kämpfe. Die 12,8‑cm‑Flak richteten ihre Rohre schließlich nicht mehr nur gegen Flugzeuge, sondern auch gegen Panzer und Infanterie am Boden. Der Bunker galt lange als uneinnehmbar und kapitulierte erst nach intensiven Gefechten. Für viele Berliner blieb er ein Symbol des Untergangs – ein Mahnmal für den Wahnsinn des Krieges.
Heute existiert der Zoo-Bunker nicht mehr. Nach dem Krieg sprengten die Alliierten die meisten Flaktürme in Berlin, da sie weder zivil nutzbar noch städtebaulich integrierbar waren. Was bleibt, sind historische Aufnahmen wie diese, die uns einen seltenen Einblick in die Realität jener Jahre gewähren. Das Foto von Newman dokumentiert nicht nur militärische Technik, sondern erzählt von einer ganzen Epoche – von Angst, Zerstörung und auch vom Überlebenswillen einer Stadt.
Wenn wir heute auf dieses Bild blicken, sehen wir mehr als nur Stahl und Beton. Wir sehen die Spuren einer Zeit, in der Berlin eine der umkämpftesten Städte der Welt war. Wir erkennen, wie dicht Geschichte und Gegenwart miteinander verwoben sind: Das Charlottenburger Tor steht noch heute, doch der Flakturm ist verschwunden – ein stummer Hinweis darauf, wie sehr sich die Stadt gewandelt hat.