- Homepage
- Uncategorized
- Berlin im Wandel: Der Alexanderplatz mit dem Interhotel Stadt Berlin in den 1970er Jahren – ein Blick auf den Aufstieg der DDR-Moderne.H
Berlin im Wandel: Der Alexanderplatz mit dem Interhotel Stadt Berlin in den 1970er Jahren – ein Blick auf den Aufstieg der DDR-Moderne.H
Der Alexanderplatz gehört zu den bekanntesten Orten Berlins. Kaum ein Platz der Hauptstadt hat so viele Veränderungen erlebt, so viele Gesichter getragen und so viele Symboliken in sich vereint. Die Fotografie, die wir hier sehen, zeigt den Alexanderplatz in den 1970er Jahren. Im Zentrum steht der markante Hochhausbau des Interhotels Stadt Berlin, heute bekannt als „Park Inn Hotel“. Dieses Gebäude war nicht nur ein architektonisches Symbol, sondern auch ein politisches und kulturelles Statement der DDR.
Das Bild vermittelt den Eindruck einer Stadt im Aufbruch. Im Vordergrund sieht man die breite Straßenführung, die klar den Anspruch einer modernen Metropole zeigt. Der Verkehr rollt über mehrspurige Straßen, während Bauten, Kräne und Baustellen den Eindruck einer Großstadt im Wandel verstärken. Rechts dominiert das Hochhaus mit seinen gleichmäßigen Fenstern, das damals mit 123 Metern Höhe als das höchste Gebäude der DDR galt. Es wurde zwischen 1967 und 1970 errichtet und war als internationales Hotel konzipiert – ein Aushängeschild für den sozialistischen Staat.
Das Interhotel Stadt Berlin war Teil einer umfassenden Neugestaltung des Alexanderplatzes, die die DDR-Regierung als „sozialistische Umgestaltung“ bezeichnete. Mit breiten Straßen, Plätzen für Massenveranstaltungen und modernen Hochhäusern wollte man ein Bild schaffen, das sowohl den Bürgerinnen und Bürgern als auch den internationalen Gästen zeigen sollte: Die DDR ist modern, fortschrittlich und auf Augenhöhe mit dem Westen.
Das Hotel spielte dabei eine zentrale Rolle. Hier logierten ausländische Gäste, Geschäftsreisende und Diplomaten, die aus dem „nichtsozialistischen Ausland“ kamen. Für sie sollte es einen gewissen internationalen Standard bieten: komfortable Zimmer, Konferenzräume, Restaurants und eine Aussicht, die damals in Ost-Berlin einzigartig war. Wer vom obersten Stockwerk hinunterblickte, konnte das Panorama einer sich wandelnden Stadt erleben – mit dem Fernsehturm, den Neubauten und der historischen Nikolaikirche in der Ferne.
Doch das Hochhaus war nicht allein ein Symbol der Politik. Für die Berlinerinnen und Berliner hatte der Alexanderplatz eine doppelte Bedeutung: Er war Verkehrsknotenpunkt und Einkaufszentrum zugleich. Straßenbahnen, Busse und die S-Bahn verbanden hier die Stadtteile, während große Kaufhäuser, wie das Centrum-Warenhaus (heute Galeria Kaufhof), für den Konsum standen. Der Platz war Treffpunkt, Arbeitsort und Bühne für Großveranstaltungen.
Das Foto zeigt diese Dynamik sehr anschaulich: die breiten Fahrbahnen, die Baukräne im Hintergrund, die funktionale Architektur. Es ist ein Bild, das den Geist der Zeit spiegelt – nüchtern, geradlinig, monumental. Für viele war dies ein Zeichen des Fortschritts, für andere wirkte die Strenge der sozialistischen Bauweise unnahbar und kalt.
In den 1970er Jahren war Berlin eine geteilte Stadt. Während im Westen das Bild vom Kurfürstendamm mit Kinos, Restaurants und westlich geprägter Konsumwelt dominierte, setzte der Osten bewusst auf sozialistische Modernität. Das Interhotel Stadt Berlin sollte nicht nur praktische Zwecke erfüllen, sondern auch ein Gegenstück zu den Hotels im Westen darstellen. Gäste aus dem Ausland sollten sich hier willkommen fühlen – zugleich aber auch spüren, dass sie sich in einem sozialistischen Staat befanden.
Heute, mehr als 50 Jahre später, wirkt das Bild wie ein Zeitdokument. Das Hotel steht noch immer und prägt weiterhin das Stadtbild am Alexanderplatz. Doch die Umgebung hat sich seit der Wiedervereinigung stark verändert: moderne Glasfassaden, Einkaufszentren und Sanierungen haben den Platz erneut in eine andere Epoche geführt. Die Atmosphäre der 1970er Jahre, die das Foto einfängt, bleibt jedoch einzigartig.
Wer genauer hinsieht, erkennt auf dem Foto auch die typischen Details einer Baustellenlandschaft der DDR: einfache Baracken, Baukräne und improvisierte Absperrungen. All dies zeugt vom permanenten Umbau der Stadt, der fast wie ein Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklung war. Die DDR verstand sich als junger Staat, der seine Hauptstadt nach den Maßstäben der sozialistischen Moderne formen wollte.
Erinnerung und Bedeutung
Für die Berlinerinnen und Berliner, die diese Zeit erlebt haben, ist das Foto nicht nur eine architektonische Erinnerung, sondern auch eine persönliche. Viele erinnern sich an den ersten Besuch im Interhotel, an Familienausflüge zum Alexanderplatz oder an den Eindruck, den die großen Neubauten hinterließen. Das Hochhaus war ein Orientierungspunkt – sichtbar aus vielen Teilen der Stadt.
Heute wird das Gebäude von Touristen aus aller Welt besucht, die es vor allem wegen seiner zentralen Lage und seiner Aussicht nutzen. Doch nur wenige wissen, dass es einst als „Schaufenster des Sozialismus“ gebaut wurde. Das Foto ist somit auch eine Einladung, sich mit der Geschichte des Ortes auseinanderzusetzen.