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Berlin Alexanderplatz 1978 – Ein Fenster in den Alltag der DDR: Leben, Mode und Momente einer vergangenen Zeit.H

Im Jahr 1978 war der Alexanderplatz das pulsierende Herz Ost-Berlins – ein Ort, an dem sich das Leben der DDR in all seinen Facetten spiegelte. Zwischen Beton, Straßenbahnen und Plattenbauten herrschte geschäftiges Treiben, und doch lag über allem eine stille Ordnung, die typisch war für das sozialistische Berlin jener Zeit.

Có thể là hình ảnh về tàu hỏa và đường sắt

Die Fotografien, die heute wie Zeitkapseln wirken, zeigen eine Stadt, die längst verschwunden ist – und doch in den Erinnerungen vieler fortlebt. Männer in grauen Anzügen, Frauen in bunten Mänteln und mit Dauerwelle, Kinder, die in ihren Schuluniformen über den Platz rennen. Der Fernsehturm, das weithin sichtbare Wahrzeichen, ragt stolz über das Treiben und erinnert daran, wie sehr die DDR auf Fortschritt und Modernität bedacht war.

Der Alexanderplatz war mehr als nur ein Verkehrsknotenpunkt – er war Symbol, Schaufenster und Treffpunkt zugleich. Wer etwas erleben wollte, ging „auf den Alex“. Hier trafen sich Arbeiter nach der Schicht, Studenten zwischen Vorlesungen und Touristen aus Polen, Ungarn oder der Tschechoslowakei, die den sozialistischen Bruderstaat besuchten. Das Warenhaus „Centrum“ war ein Magnet für alle, die auf der Suche nach Mode, Technik oder seltenen Importwaren waren. Doch vieles blieb Mangelware – eine Realität, die die DDR-Bürger mit Humor und Geduld ertrugen.

Musik klang aus den Lautsprechern des Platzes – oft sozialistische Hymnen oder Schlagerstars wie Frank Schöbel oder Nina Hagen, die damals schon mit ihrem Stil Grenzen sprengte. Zwischen den grauen Fassaden entstand ein ganz eigener Rhythmus, ein Leben zwischen Anpassung und Eigenwilligkeit.

berlin - alexanderplatz | postcard, 1978, ddr/gdr published … | Flickr

1978 war auch ein Jahr des Übergangs. Die DDR schien stabil, selbstbewusst und zukunftsorientiert, doch unter der Oberfläche regte sich bereits etwas: eine stille Sehnsucht nach mehr – nach Freiheit, nach Reisen, nach der Welt „da draußen“. Viele Berliner, die am Alex vorbeigingen, blickten unbewusst in Richtung Westen – dorthin, wo die Lichter heller und die Fassaden bunter schienen.

Bilder aus 100 Jahren: Der Berliner Alexanderplatz im Wandel der Zeit

Die Fotografien vom Alexanderplatz sind deshalb mehr als nur Momentaufnahmen – sie sind Porträts einer Gesellschaft, die versuchte, im Gleichgewicht zwischen Ideologie und Menschlichkeit zu leben. Man sieht Verkäuferinnen, die Blumen anbieten; Jugendliche mit Jeansjacken aus dem Westen, die irgendwoher „organisiert“ wurden; Rentner, die die Zeitung „Neues Deutschland“ lesen. Es ist ein Alltag, in dem das Große Politische und das Kleine Menschliche aufeinanderprallen – unspektakulär und doch voller Bedeutung.

Besonders auffällig in den Bildern von 1978 ist die ästhetische Ambivalenz: Auf der einen Seite der monumentale Baustil der DDR, streng, funktional, ohne Schnörkel – auf der anderen Seite die bunten Werbeschilder, Modeplakate und die lebendige Energie der Menschen. Zwischen grauen Fassaden und roten Fahnen pulsiert ein echtes, menschliches Leben.

Wer heute über den Alexanderplatz geht, findet kaum noch etwas von dieser alten Atmosphäre. Nach der Wiedervereinigung wurde der Platz mehrfach umgestaltet, modernisiert und kommerzialisiert. Wo früher die Straßenbahnen quer über den Platz fuhren, rollen heute Touristenbusse und U-Bahnen. Das „Haus des Lehrers“ und das „Berliner Haus“ stehen zwar noch, aber die Welt um sie herum hat sich verändert – gläserner, lauter, schneller.

Doch gerade deshalb wirken die Fotos von 1978 so kraftvoll. Sie zeigen Berlin in einem Moment des Stillstands, bevor der Wandel kam. Man spürt das Alltägliche, das Menschliche – und zugleich den leisen Wind der Geschichte, der schon durch die Straßen wehte.

Ein alter Mann auf einer Bank, eine Mutter mit Kinderwagen, ein Paar, das sich heimlich an den Händen hält – kleine Szenen, die in ihrer Schlichtheit mehr erzählen als jede politische Rede.

DDR-Fotoarchiv: Berlin - Menschen auf der Rathauspassage, Alexpassage am  Alexanderplatz in Berlin

Der Alexanderplatz von 1978 war nicht glamourös, nicht frei von Mangel oder Kontrolle – aber er war echt. Und vielleicht liegt genau darin seine Faszination: in der Mischung aus Beton und Leben, Struktur und Sehnsucht, Pflicht und Traum.

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