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Berlin, 10. Mai 1933: Öffentliche Bücherverbrennung auf dem Opernplatz – Ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte.H
Am 10. Mai 1933 ereignete sich auf dem Berliner Opernplatz – dem heutigen Bebelplatz – ein Ereignis, das bis heute als Symbol für Intoleranz, Zensur und geistige Unterdrückung gilt: die öffentliche Bücherverbrennung durch nationalsozialistische Studenten, Professoren, Mitglieder der SA sowie Vertreter der neuen Regierung.
Nur wenige Monate nach der Machtübernahme durch Adolf Hitler und die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) begann die systematische Kontrolle und Gleichschaltung aller Lebensbereiche. Kultur, Presse und Bildung wurden zentralisiert, kritische Stimmen zum Schweigen gebracht. Im Rahmen der sogenannten “Aktion wider den undeutschen Geist” organisierten die Deutschen Studentenschaften in zahlreichen Universitätsstädten Bücherverbrennungen. Berlin wurde dabei zum symbolischen Mittelpunkt.
An jenem Maiabend versammelten sich Tausende Menschen auf dem Opernplatz. Unter lautem Applaus und feierlicher Inszenierung wurden mindestens 20.000 Bücher ins Feuer geworfen – Werke jüdischer, marxistischer, pazifistischer oder als „undeutsch“ erklärter Autorinnen und Autoren. Begleitet wurde das Spektakel von Reden, Fackelzügen und der berüchtigten Feuerformel:
“Gegen Klassenkampf und Materialismus – für Volksgemeinschaft und idealistische Lebenshaltung!”
Zu den verbrannten Autoren gehörten Persönlichkeiten von internationalem Rang:
Sigmund Freud, Vater der Psychoanalyse,
Albert Einstein, Physiker und Humanist,
Heinrich Heine, Lyriker mit jüdischen Wurzeln, der einst schrieb: „Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“
Ebenso betroffen waren Karl Marx, Erich Kästner, Bertolt Brecht, Thomas Mann, Stefan Zweig und viele mehr.
Einige Autoren wie Kästner waren sogar selbst anwesend – anonym unter der Menge – und mussten mit ansehen, wie ihre Werke den Flammen übergeben wurden. Kästner war einer der wenigen, dessen Bücher öffentlich verbrannt wurden, obwohl er zu jener Zeit noch in Deutschland lebte.
Die Aktion markierte nicht nur den Beginn der ideologischen Zensur, sondern auch eine gezielte Auslöschung von Gedankenvielfalt. Die Universität zu Berlin, einst Zentrum des freien Geistes und wissenschaftlicher Debatte, wurde in diesen Tagen zur Bühne der geistigen Unterdrückung.
Diese Bücherverbrennung war kein Einzelfall. In mehr als 20 deutschen Städten fanden ähnliche Veranstaltungen statt. Doch das Ereignis in Berlin, organisiert von der Deutschen Studentenschaft mit Duldung und Unterstützung staatlicher Behörden, war die größte und symbolträchtigste dieser Art.
Nach der Machtergreifung Hitlers wurde schnell deutlich, dass das neue Regime nicht nur politische Gegner bekämpfen, sondern auch die kulturelle und intellektuelle Vielfalt unterdrücken wollte. Wissenschaftler, Künstler und Intellektuelle, die nicht in das Weltbild der Nationalsozialisten passten, wurden aus dem öffentlichen Leben entfernt, ins Exil gezwungen oder später sogar verfolgt.
Heute erinnert ein Mahnmal auf dem Bebelplatz an diese schicksalhafte Nacht. Eine in den Boden eingelassene Glasplatte gibt den Blick frei auf einen unterirdischen, leeren Raum – mit genug Platz für all die Bücher, die damals verbrannt wurden. Daneben ist ein Zitat von Heinrich Heine in Stein gemeißelt:
“Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.”
Diese Worte, bereits 1820 geschrieben, sollten sich tragisch bewahrheiten.
Die Bücherverbrennung von 1933 ist eine Mahnung an uns alle. Sie zeigt, wie schnell Meinungsfreiheit, Vielfalt und Humanismus unter autoritären Regimen ausgelöscht werden können. Gerade heute – in Zeiten wachsender politischer Spannungen und Debatten über Meinungsfreiheit – ist es wichtiger denn je, an solche historischen Ereignisse zu erinnern und Lehren daraus zu ziehen.
Literatur ist mehr als Papier und Tinte. Sie ist ein Ausdruck der Gedanken, Hoffnungen und Kämpfe der Menschheit. Ihre Zerstörung ist immer auch ein Angriff auf das freie Denken. Die Nacht vom 10. Mai 1933 steht als mahnendes Beispiel für die Folgen von Fanatismus, Intoleranz und blinder Gefolgschaft.