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Arnhem 1944: Die Brücke, die zu weit war – Das letzte Haus, das den Bombenhagel überlebte.H
Im Herbst 1944 stand die niederländische Stadt Arnhem im Zentrum einer der dramatischsten und zugleich tragischsten Episoden des Zweiten Weltkriegs – der Schlacht um Arnhem, auch bekannt unter dem berühmten Codenamen Operation Market Garden. Diese Operation war ein kühner alliierter Versuch, den Krieg bis Weihnachten zu beenden. Ziel war es, eine Reihe strategisch wichtiger Brücken über die Flüsse Maas, Waal und Rhein zu erobern, um den direkten Weg nach Deutschland freizumachen.

Am 17. September 1944 begannen über 35.000 alliierte Fallschirmjäger den Angriff – der größte Luftlandeangriff der Geschichte bis zu diesem Zeitpunkt. Britische, amerikanische und polnische Einheiten sollten in den Niederlanden landen und Brücken sichern, während Bodentruppen von Süden aus vorrückten. Die wichtigste von allen war die Brücke von Arnhem über den Rhein – die spätere „John Frost Bridge“.

Doch was als Blitzschlag geplant war, wurde zu einem Fiasko. Die britischen Fallschirmjäger unter Oberstleutnant John Frost erreichten als Einzige ihr Ziel, konnten die Brücke besetzen, aber nicht lange halten. Sie waren isoliert, abgeschnitten von Nachschub und Verstärkung. Tagelang kämpften sie mit unglaublichem Mut gegen überlegene deutsche Panzerverbände, die aus dem nahegelegenen Arnhem-Oosterbeek heranrückten. Die Brücke wurde zum Brennpunkt eines erbitterten Häuserkampfes, der in seiner Intensität an Stalingrad erinnerte – nur dass hier der Einsatz noch höher war: der mögliche Durchbruch nach Deutschland.
Am 21. September 1944 war der Widerstand gebrochen. Nur wenige Überlebende der britischen Einheiten wurden gefangen genommen; viele waren gefallen. Der Traum, den Krieg bis Weihnachten zu beenden, zerbrach an dieser Brücke – und mit ihm auch die Illusion einer schnellen alliierten Offensive. Montgomerys Plan war gescheitert, und die Operation „Market Garden“ ging als „eine Brücke zu weit“ in die Geschichte ein.

Nach der Schlacht blieb die Brücke in deutscher Hand. Doch die Stadt Arnhem lag in Trümmern. Fast jedes Gebäude entlang des Rheins war zerstört oder schwer beschädigt. Die deutschen Besatzer nutzten die Brücke, um Nachschub zu transportieren – bis zum 7. Oktober 1944, als amerikanische Bomber der 344th Bombardment Group der USAAF sie ins Visier nahmen.
Das Ziel war klar: Die Brücke durfte den Deutschen nicht länger dienen. 60 amerikanische B-26 Marauder-Bomber flogen in niedriger Höhe über die Stadt und warfen ihre Bombenlast ab. Die Explosionen erschütterten das gesamte Gebiet – Häuser zerbarsten, der Asphalt brannte, und tonnenschwere Stahlteile flogen durch die Luft. Nach mehreren direkten Treffern brach die Brücke zusammen, stürzte in den Rhein und riss mit sich die letzten Hoffnungen der Wehrmacht, sie je wieder nutzen zu können.
Auf den Bildern, die kurz nach dem Angriff aufgenommen wurden, erkennt man ein surreal wirkendes Szenario: Wo einst ganze Straßenzüge standen, lag nur noch Schutt und Rauch. Und mitten in dieser trostlosen Landschaft – ein einzelnes Haus, das wie durch ein Wunder stehen geblieben war. Rundherum: Krater, verkohlte Balken, verbogene Schienen. Aber dieses Haus – einsam, verwundet, doch noch aufrecht – wurde zum Symbol.

Fotografen der Alliierten hielten die Szene fest. Auf einem der bekanntesten Bilder sieht man die zerstörte Brücke im Hintergrund, ihre Trümmer halb im Wasser versunken. Im Vordergrund: das letzte Haus an der Uferstraße, von Granatsplittern durchlöchert, aber noch erkennbar. Es wirkt, als würde es trotzig überleben, als wolle es sagen: „Ich bin noch hier.“
Historiker sehen in diesem Bild eine starke Metapher. Die Brücke, einst Symbol für strategischen Ehrgeiz, liegt in Trümmern. Doch das einzelne Haus, das überlebt hat, steht für menschliche Ausdauer – für den Willen, weiterzumachen, auch wenn alles verloren scheint.
Nach Kriegsende dauerte es Jahre, bis Arnhem wieder aufgebaut war. Die Brücke wurde 1948 rekonstruiert und 1978 offiziell in „John Frost Bridge“ umbenannt – zu Ehren des britischen Kommandeurs, der sie so tapfer verteidigt hatte. Heute ist sie ein nationales Denkmal, und jedes Jahr im September versammeln sich dort Veteranen, Nachfahren und Besucher aus aller Welt, um den Gefallenen zu gedenken.

Die Stadt Arnhem hat sich längst erholt, aber ihre Geschichte bleibt lebendig – in Museen, in den Erinnerungen der Bewohner, und in den Schwarzweißfotos, die den Krieg in seiner ganzen Tragödie zeigen. Besonders das Foto des einen Hauses, das zwischen Asche und Rauch überdauerte, erinnert uns daran, dass selbst in der dunkelsten Stunde des Krieges ein Rest von Hoffnung bestehen bleiben kann.



