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- 15. April 1919 | Das deutsche U-Boot U-118 strandet am Strand von Hastings – zwei Jungen bestaunen das gespenstische Relikt des Ersten Weltkriegs.H
15. April 1919 | Das deutsche U-Boot U-118 strandet am Strand von Hastings – zwei Jungen bestaunen das gespenstische Relikt des Ersten Weltkriegs.H
Am 15. April 1919 spielte sich an der Südküste Englands ein außergewöhnliches Ereignis ab, das für großes Aufsehen sorgte. In der Stadt Hastings, direkt am Strand neben einem Hotel, lief das deutsche U-Boot U-118 auf Grund. Zwei Jungen, die am Morgen des Tages neugierig am Wrack standen, wurden Zeugen eines Anblicks, der für die Bevölkerung gleichermaßen erschreckend wie faszinierend war.
U-118 war ein deutsches U-Boot des Typs UE II, gebaut während des Ersten Weltkriegs. Es gehörte zu den Minenleger-U-Booten, die in der deutschen Marine eingesetzt wurden. Mit einer Länge von fast 82 Metern und einer Besatzung von über 40 Mann war es ein gewaltiges Schiff für seine Zeit. Ursprünglich war es dazu bestimmt, Minen im Seegebiet des Ärmelkanals und des Atlantiks zu legen und so die Schifffahrt der Alliierten zu bedrohen. Doch wie viele andere Einheiten wurde es nach der Niederlage Deutschlands 1918 an die Alliierten übergeben.
Nach dem Waffenstillstand vom 11. November 1918 mussten die deutschen U-Boote ausgeliefert werden. Über 100 Einheiten wurden an Großbritannien, Frankreich, Italien, die USA und Japan verteilt, wo sie entweder untersucht, verschrottet oder zu Trainingszwecken genutzt wurden. U-118 war für Frankreich bestimmt. Es sollte nach Cherbourg geschleppt werden, um dort verschrottet zu werden. Doch die Überführung verlief nicht nach Plan.
Am 15. April 1919, während des Schlepps durch den Ärmelkanal, riss das Tau, das das U-Boot mit dem Schleppschiff verband. Ohne Kontrolle trieb U-118 in Richtung Küste und strandete schließlich am Strand von Hastings, direkt vor dem Queens Hotel. Für die Bewohner der Stadt war dies ein unerwartetes Schauspiel. Ein gigantisches deutsches U-Boot, das noch kurz zuvor ein Symbol des Schreckens im Krieg gewesen war, lag nun wie ein gestrandeter Wal im Sand.
Schnell strömten Schaulustige herbei. Innerhalb weniger Stunden verbreitete sich die Nachricht, und bald kamen Besucher aus der ganzen Region, um das Spektakel mit eigenen Augen zu sehen. Die beiden Jungen, die früh am Strand waren, gelten als die ersten neugierigen Beobachter dieses ungewöhnlichen „Gastes“. Für viele Menschen bot sich die einmalige Gelegenheit, ein deutsches U-Boot aus nächster Nähe zu betrachten – etwas, das während des Krieges unvorstellbar gewesen wäre.
Die Behörden reagierten zunächst zögerlich. Zunächst überlegte man, ob man das U-Boot wieder freischleppen und seiner ursprünglichen Bestimmung zuführen könnte. Doch die Größe und das Gewicht des Schiffs machten dies fast unmöglich. Schließlich entschied man, das Wrack vor Ort liegen zu lassen und es allmählich abzutragen. In der Zwischenzeit wurde es jedoch zu einer regelrechten Attraktion.
Wochenlang diente U-118 als Ausflugsziel. Menschen machten Fotos, Kinder spielten am Strand, und manche wagten sich sogar näher an das Schiff heran. Allerdings gab es auch ernste Zwischenfälle: Giftige Dämpfe aus dem Inneren führten dazu, dass einige Menschen gesundheitliche Probleme erlitten. Deshalb wurde der Zugang bald eingeschränkt.
Die Präsenz von U-118 am Strand von Hastings war nicht nur ein Kuriosum, sondern auch ein Symbol für das Ende des Krieges. Noch wenige Monate zuvor hatten deutsche U-Boote Schrecken und Zerstörung auf den Weltmeeren verbreitet. Nun lag eines dieser Schiffe hilflos im Sand, unfähig, jemals wieder in See zu stechen. Für die Briten war dies eine eindrückliche Mahnung an den gerade überstandenen Krieg – und gleichzeitig ein greifbarer Beweis für den Sieg über Deutschland.
Schließlich begann man 1921 damit, das Wrack vollständig abzutragen. Stück für Stück wurde der Stahl zerlegt und verschrottet. Damit verschwand das U-Boot aus dem Stadtbild, doch die Erinnerung an das Ereignis blieb lebendig. Noch heute finden sich in Hastings Postkarten und Fotografien, die das gestrandete U-Boot zeigen – ein Bild, das in die Geschichte der Stadt eingegangen ist.
Für die Kinder, die damals am Strand standen, muss der Anblick unvergesslich gewesen sein. Ein riesiges, bedrohliches Kriegsschiff lag plötzlich greifbar nahe. Aus einem Symbol der Gefahr wurde ein Stück Alltagsgeschichte, das Neugier und Staunen weckte.
Heute erinnert das Schicksal von U-118 daran, wie eng Krieg und Alltag miteinander verwoben sein können. Ein Kriegsschiff, das für militärische Operationen gebaut wurde, verwandelte sich durch einen Zufall in eine Touristenattraktion. Für die Bewohner von Hastings war es ein außergewöhnliches Erlebnis, das die Nachkriegszeit prägte und noch lange in der Erinnerung der Stadt nachhallte.